WIEDER DAHEIM
: Haushalt hurts

Die S-Bahn stand auf dem richtigen Gleis

Nachdem ich in Schönefeld gelandet war, stieg ich als Erstes in einen Zug, den mir der Notfallplan der S-Bahn als den richtigen auswies. Er stand auch auf dem richtigen Gleis. Als ich vom Zug aus die Landschaft vorbeiziehen sah, dachte ich noch belustigt, einer Berlin-Imitation zuzusehen. Berlin-Grünau, Eichwalde, Zeuthen – klang alles wie ausgedacht. Als dann die nächste Station Königs Wusterhausen ausgerufen wurde, wusste ich, dass ich einfach im falschen Zug saß.

Endlich zu Hause angekommen, hatte mein Mitbewohner die an sich hervorragende Idee, Miesmuscheln zu kochen. Dieses ehemalige Arme-Leute-Essen hat heutzutage eine feine Note und schmeckt auch gut. Leider muss man die Muscheln ausgiebig säubern, bevor sie gekocht werden. Wir säuberten sie in der Badewanne, den Rest in der Küchenspüle. Es kam, wie es kommen musste: Der Abfluss verstopfte. Meine Versuche, den Siphon herauszuschrauben, schlugen fehl, jetzt lässt sich die Badewanne kaum noch verschließen. Der Klempner ist bestellt.

In der Nacht dann hatte ich sehr gefroren. Am nächsten Abend beschloss ich, den Kachelofen anzuschüren. Draußen war es wider Erwarten sehr mild. Wer sich mit Kachelöfen auskennt, weiß, was jetzt geschah – ein großer Qualm zog nicht durch den Schornstein ab, sondern leider in mein Zimmer hinein. Ich bekam eine Panikattacke. Ich riss alle Fenster auf. Den Rest Feuer löschte ich mit einem halben Eimer Wasser. Ich versuchte, mich mit einem Spaziergang zu beruhigen, später mit einem Bier, in der Nacht zog ich ins Gästezimmer um, weil ich Angst hatte, an einer Rauchvergiftung zu krepieren. Aber hatte nicht jemand neulich gemeint, es seien schon Leute erfroren, aber niemals erstunken? Geräuchert riecht es immer noch, aber da muss ich jetzt durch. Es wird kälter. Der Schornsteinfeger und Ofenmeister kommt nicht vor nächsten Mittwoch. RENÉ HAMANN