„Offener Kontakt fehlt“

Diskussion 20 Jahre nach den Möllner Anschlägen

■ 64, Verlegerin und Redakteurin, war von 2002 bis 2006 Landessprecherin der PDS und ist derzeit stellvertretende Vorsitzende der Linksfraktion.

taz: Frau Schneider, was hat sich seit den rassistischen Morden von Mölln geändert?

Christiane Schneider: Im Zusammenhang mit den ausländerfeindlichen Anschlägen von Rostock und Mölln ist das Recht auf Asyl bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt worden.

Gibt es auch positive Signale?

Ja. Hamburg hat kürzlich den Staatsvertrag mit den Muslimen geschlossen. Das ist eine wichtige Anerkenntnis dessen, dass der Islam zur Gesellschaft gehört.

Wie gut ist Deutschland in puncto Gedenk-Kultur?

Je weiter man weg ist, desto leichter fällt sie. Aber ich weiß, in Solingen und Mölln ist es immer noch schwierig, gemeinsam mit den Opfern zu gedenken.

Wie begegnen Sie den Opfern? Zum Beispiel dem Überlebenden Ibrahim Arslan.

Ich höre mir an, was er zu sagen hat. Denn das scheint mir das Haupt-Defizit zu sein: Oft wird über die Sache gesprochen – in Mölln heißt es dann, das Zusammenleben klappe schon viel besser. Aber einen offenen Kontakt mit den Opfern gibt es nicht.

Kann Ihre Veranstaltung da überhaupt helfen?

Fragen Sie mich das morgen nochmal. Ich habe bisher viel Zuspruch von Migranten bekommen. Und ich bin sehr gespannt, wie viele Menschen ohne Migrationshintergrund erscheinen werden. INTERVIEW: PS

Diskussion mit Ibrahim Arslan (Mölln-Überlebender), Leman Stehn (Menschenrechtlerin) und Moderatorin Christiane Schneider: 18.30 Uhr, Rathaus