… DER SCHWABE?
: Sich a bissle anbiedern

Schwaben haben es schwer: Die Piefigkeit ihrer Heimat können sie kaum ertragen, deswegen zog und zieht es viele von ihnen nach Berlin. Hier angekommen, versteht sie keiner wegen ihres furchtbaren Dialekts. Weil sie meist ein prall gefülltes Geldsäckchen mitbringen und sich alsbald eine Eigentumswohnung in einem Szenekiez zulegen, werden sie als Gentrifizierer beschimpft, die schon nach kurzer Zeit die Kneipe nebenan mit Lärmschutzklagen überziehen.

Achim Ruppel gehört offenbar zu den Klischeesüddeutschen. Der Schauspieler und Regisseur organisiert Anfang Oktober eine original schwäbische Kulturwoche in Berlin: die erste „Schwabiennale“. Auf die oben genannten Vorwürfe angesprochen, sagte er am Dienstag bei der Vorstellung des Programms: „Hassen dürft ihr uns, aber zuerst wird gevespert.“ Wahrscheinlich gibt’s beim ihm auch noch Maultäschle (siehe Foto).

Immerhin versucht das Festival, das ergreifenderweise unter dem Motto „sieben Tage, sieben Schwaben“ läuft, diese Klischees aufzugreifen, etwa mit der Uraufführung des Theaterstücks „Schwabenhatz“. Es soll zudem eine Kunstschau im ARD-Hauptstadtstudio geben. Und der Autor Felix Huby, auch Erfinder des inzwischen verrenteten schwäbischen „Tatort“-Kommissars Bienzle, lädt zur Matinee „Mir schwätzet Schwäbisch“.

Dieser Anflug von Folklore dürfte schwerlich ausreichen, um besagte Vorurteile abzubauen. Aber die Schwaben sind ja auch für ihre Gemütlichkeit bekannt. Und die könnte letztlich die Rettung sein: Denn langsam entwickelt sich ein neues Feindbild, das in Szenevierteln für Aufregung sorgt und auch mit „Sch“ anfängt, zumindest für Schwaben: die Schpanier. bis Foto: dapd