11. Berlin Biennale c/o ExRotaprint: Der Körper, das Zittern, die Waffe
Ästhetisch ist es eine minimale Setzung, mit der sich die 11. Berlin Biennale jetzt schon in der Stadt ankündigt. Inhaltlich aber begibt sie sich mit der Vorausstellung „exp. 2“ auf ein gesellschaftliches Schlachtfeld: den Körper. Den sexuellen, den ausgebeuteten und den sozialen Körper. Ob der Ungetümheit dieses Themas ist man fast in die Irre geführt, betritt man die lichten Räumlichkeiten in dem modernistischen Betonbau des ExRotaprint, wo einen die zurückgenommene Installation der Feministischen Gesundheitsrecherchegruppe (kurz FGRG) empfängt. Inga Zimprich und Julia Bonn haben darin Infomaterialien auf pastell gestrichenem Mobiliar zu einem Dokumentationszentrum über Selbsthilfegruppen der 1970er und 1980er Jahre zusammengetragen: radikale Männertherapie, Antipsychiatrie, queere Gesundheitssorge. In den ausgestellten Interviews und Publikationen machen Zimprich und Bonn deutlich: Die Verletzlichkeit des eigenen Körpers kann zur Waffe des kollektiven Körpers werden, wenn man sie nur teilt.
Virgina de Medeiros hingegen zieht in ihrer Videoarbeit „Trem en Transe“ die bemerkenswerte Biografie der selbst ernannten Transvestitin Simone aus Brasilien als Metapher für den verzweifelten, gesellschaftlich in Besitz genommenen Körper heran. Simone wurde nach einer Überdosis Crack zum evangelikalen Pastor. In dessen Bekehrungszeremonien lässt sich der Rhythmus des heidnischen Candomblé-Ritus nieder, der nun über die Lautsprecher – körperlich spürbar – ins ExRotaprint schallt. (soj)
Bis 8. 2., Do.–Sa., 14–19 Uhr, 18. 1., 15 Uhr: Rundgang mit FGRG, Bornemannstr. 9
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