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Archiv-Artikel

Das Uniradio rauscht in die Krise

Veraltete Technik, kaum Geld. Dann hat die Medienanstalt dem Unisender auch noch die Frequenz gestrichen

Es knistert gewaltig, denn das Uniradio 87,9 Berlin-Brandenburg ist ein Sender im Rausch. Nicht nur, weil die Mitarbeiter so motiviert sind: Außerhalb von Mitte und Kreuzberg ist von dem, was der Sender macht, nichts zu verstehen.

Andreas Krejci setzt sich an den Tisch im Redaktionsraum, der irgendwo im Haus M der Freien Universität an der Dahlemer Malteserstraße versteckt ist. Mitgenommen sieht Krejci aus, gestresst, Radiomachen muss anstrengen. Viele Turbulenzen hatte der leitende Redakteur in den letzten Monaten durchzustehen, es ging bergab mit dem Sender. „Früher“, sagt er, „früher, da hatten wir noch eine starke Frequenz.“ Seit Anfang Februar ist die Frequenz gestrichen, und das Uniradio, das eigentlich die 87,9 im Namen trägt, sendet nur noch auf den Frequenzen des Offenen Kanals – eine Stunde täglich von 19 bis 20 Uhr.

Krejci bleibt melancholisch: „Früher hatten wir auch zwei Stunden Sendezeit“, sagt er. Dann verschränkt er die Arme, und vielleicht ist das eine Protesthaltung. Die Landesmedienanstalt hat die Sendezeit auf UKW 87,9 gestrichen, die offizielle Begründung lautet: Ein Ausbildungsradio wie der Unifunk soll nicht auf einer Frequenz für Privatsender mit ihnen konkurrieren. „Dabei hatten wir so viele Hörer“, schimpft Krejci. Bis zu 15.000 Menschen waren pro Stunde laut Media-Analyse dabei. Jetzt, auf der Frequenz des Offenen Kanals, schalten nur noch 5.000 Berliner ein, schätzt er. „Die Reichweite ist einfach viel geringer, weil die Frequenz technisch schwach ist.“

Das Uniradio rauscht. Im Lautsprecher, aber auch sonst: Nämlich in die Krise. Wer im Studiosaal steht, dem fällt aber nicht auf, dass es hier langsam bröckelt. Praktikanten laufen durch den Raum, Andreas Krejci widmet sich dem Mischpult und nimmt ein Interview auf, das jemand im Studio nebenan führt.

Krecji sitzt in einem hellen Raum. Der sieht freundlich aus, überall liegen Kabel, am Moderationstisch hängen Mikrofone. Sehr professionell, alles. „Aber unsere Technik ist total veraltet“, sagt Philip Kaufmann. Der 23-Jährige ist kein Student mehr, dafür freier Mitarbeiter beim Uniradio. „Die Ausrüstung ist fürchterlich“, sagt er. Der Moderationstisch gebe den Geist auf, die Computer seien langsam. „Die fetten Zeiten beim Uniradio sind eben vorbei.“ Glücklich ist er darüber natürlich nicht. Aber er grinst, als gebe es etwas zu feiern. Zweckoptimismus, denn das Programm muss trotzdem gut werden.

Eine Horde Praktikanten umringt mittlerweile den leitenden Redakteur Krejci. Er hat nur wenig Zeit. „Unsere Vereinsmitglieder finanzieren das Programm“, sagt er. Das Uniradio wird von einem Verein getragen, in dem sich einige Fakultäten der Berliner Hochschulen zusammengeschlossen haben. Sie schießen Geld zu. Krejci dreht sich wieder weg. Dann wird es laut. „Ich hab die Daten gefunden, ich habe sie!“ Praktikant Maik hüpft durch den Raum. Es wird langsam hektisch, in drei Stunden beginnt die Sendung.

Von Praktikanten lebt das Uniradio. Zwei Honorarstellen für Andreas Krecji und einen Kollegen stehen zur Verfügung, mehr Geld ist nicht da. Auch die freien Mitarbeiter bekommen nichts. Es steckt viel Idealismus und Radiobegeisterung im Programm. Aber das hat Charme.

MARTIN MACHOWECZ

Uniradio-Frequenz auf UKW: 97,2