Lachen mit den „Bild“-Lesern

URTEIL Karlsruhe hebt das Verbot eines taz-Kinospots auf – und 160.000 User sehen den Clip auf Youtube

VON MEIKE LAAFF

Ein Mann in Unterhemd und Bierbauch, der an einem Trinkhallenkiosk eine Zeitung verlangt, eine taz angeboten bekommt und in schallendes Gelächter ausbricht: Auch fünf Jahre nach seiner Erstveröffentlichung ist die Aufmerksamkeit für diesen taz-Werbespot noch nicht verebbt. Innerhalb weniger Tage wurde der Clip allein auf dem Youtube-Kanal der taz über 160.000-mal geklickt, tauchte in Blogs auf, wurde weitergetwittert.

Grund dafür: Der Springer Verlag verbannte den Clip 2005 kurz nach dessen Start mit einer einstweiligen Verfügung aus den Kinos – weil der Spot das Ansehen der „berühmten Marke“ Bild-Zeitung verletzt haben soll. 2007 bestätigten das Landgericht Hamburg und später auch das Oberlandesgericht diese Entscheidung, der Spot wurde dauerhaft verboten. Bis vergangenen Donnerstag: Da erklärte der Karlsruher Bundesgerichtshof den Spot für zulässig.

„Ich habe mich wahnsinnig gefreut für die taz“, sagt Jens Junker, einer der beiden Regisseure des Werbeclips. „Und für mich ist es eine schöne Sache, dass der Spot noch immer funktioniert.“ Seine Trinkhallenprotagonisten seien eben nicht von Vornherein unsympathisch, meint Junker. Man lache nicht über sie, sondern mit ihnen. Bis heute dreht er unter anderem auch Werbefilme – auch weil weitere Angebote eintrudelten, nachdem er gemeinsam mit seinem Regisseurkollegen Philip Haucke den First Steps Commercial Award 2006 für den taz-Spot gewann.

„Für uns ist das eine späte Genugtuung“, sagt Willi Vogelpohl, Werbechef der taz, zum Karlsruher Urteil. Damals hatte die taz die Studenten mehrerer Filmhochschulen gebeten, Vorschläge für einen taz-Werbespot einzureichen – und wählte dann aus 30 Konzepten die drei von der Trinkhalle aus. „Uns war klar, dass das Ärger geben würde“, sagt Vogelpohl, „aber das haben wir billigend in Kauf genommen.“

Neben einigen Lesern, die den Spot als elitär kritisieren, wird er auf taz.de vornehmlich positiv wahrgenommen. „Danke, Bild, dass ihr erfolglos geklagt habt, dadurch habe ich erst von diesem genialen taz-Werbespot erfahren“, schreibt ein Youtube-Kommentator. Und ein anderer ergänzt: „Ich verwette meinen Arsch, dass nicht wenige Bild-Leser das auch lustig finden!“

■ Video unter taz.de/kinospot