brief des tages:
Geschichte neu schreiben
„Sich der Radikalität
der Realität stellen“, taz vom 28. 12. 19
Die Geschichte der Bundesrepublik muss wohl neu geschrieben werden: Die rot-grüne Koalition von 1998 ist an der Hochmoral der 68er gescheitert. Also nicht weil die Egomanen Schröder und Fischer Steuersenkungen für Reiche und Unternehmen, Finanzkapitalismus und Kriegseinsätze statt sozial-ökologischer Politik geliefert haben. Welche „Radikalität der Realität“ blüht uns denn in den 2020ern? „Eine gesellschaftliche und politische Mehrheit für die wesentlichen Reformen.“ Bleiben nur zwei Fragen: 1) Was sind denn die wesentlichen Reformen? 2) Wie bringen wir diese Mehrheit zu Stande? Die CDU repräsentiert mit „Vorfahrt für die Wirtschaft und die Vermögenden“ 30 % der Wähler, die AfD mit „Back to the 50s“ 15 % und die FDP mit „Vorfahrt für die Starken“ 10 %. Wann die SPD (15 %) endlich weiß, was sie will, steht noch in den Sternen. Von den übrigen 30 % muss man die Kretschmannisten abziehen („Die Grünen sind schon immer eine Autofahrerpartei gewesen.“). Eine Rechenaufgabe, deren Auflösung ich in diesem Artikel leider nicht gefunden habe.
Thomas Damrau, Böblingen
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen