: Mehr private Wohnungen
Die EU-Kommission winkt den Viterra-Verkauf durch
Die EU-Kommission hat entschieden: Der Düsseldorfer Energiekonzern E.ON darf nun endgültig seine Immobilientochter Viterra an die Deutsche Annington GmbH verkaufen. Die Übernahme durch die behindere die freie Konkurrenz in der EU nicht, lautet die Begründung. Der Sieben Milliarden Euro-Deal war bereits im Juni verabredet worden. 152.000 Wohnungen – die Hälfte davon in NRW – wechseln von öffentlicher in die private Hand.
Die Deutsche Annington ist eine Tochter der britischen Fondsgesellschaft Terra Firma. Der Bestand der Deutschen Annington beläuft sich derzeit auf bundesweit 230.000 Wohnungen. Im vergangenen Jahr erwarb die Immobiliengesellschaft 4.500 RWE-Wohnungen. Auf den Markt kam die Annington mit dem Kauf von 64.000 Eisenbahnwohnungen im Jahr 2001
„150.000 Mieter sind nun von Fonds abhängig“, befürchtet der Deutsche Mieterbund in NRW. Der Viterra-Verkauf ist dabei nur ein weiterer Schritt in Richtung Privatisierung ehemals öffentlich geförderter Wohnungen. Im vergangenen Jahr wurde die Essener Gagfah, eine Tochter der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte (BfA), für 3,4 Millionen Euro an die amerikanische Fondsgesellschaft Fortress verkauft. 80.000 Wohnungen wurden privatisiert. Thyssen-Krupp verkauft 48.000 Werkswohnungen an die US-Bank Morgan Stanley und die Sparkassen-Tochter Corpus-Gruppe. Der Preis: 2,1 Milliarden Euro.
Und es geht weiter: Die RAG Immobilien GmbH, eine Tochter des Essener RAG-Konzerns, plant, die rund 80.000 Wohnungen der Gelsenkirchener TreuHandStelle GmbH (THS) zu übernehmen. Der Bestand würde dann auf 150.000 Wohnungen wachsen. Bislang sind der Bund und die Industriegewerkschaft Bergbau Chemie Energie (IG BCE) sind an der THS beteiligt. Für das Unternehmen gelten daher momentan noch besondere Regeln im Mieterschutz. Das könnte sich ändern: Der RAG-Konzern plant mittelfristig den Gang an die Börse.
Die schwarz-gelbe Landesregierung in NRW hat derweil angekündigt, weiter zu privatisieren. Größtes Projekt ist die Landesentwicklungsgesellschaft (LEG). Zur LEG gehören 110.000 Wohnungen. Die sollen weg. Ursprünglich waren vier Milliarden Euro im Gespräch. Aus Kreisen der Landeregierung wird im Falle einer Neubewertung mit weniger als 500 Millionen Euro Gewinn gerechnet. Der Rest geht für die Kreditbelastung der LEG drauf. Interessenten sind üblichen Verdächtigen: Fortress, Terra Firma, die amerikanische Fondsgesellschaft Cerberus, sowie RAG plus THS. HOP