: Rache geschmähter Gäste
RECHTSEXTREMISMUS Der Anschlag auf ein rechtes Szenelokal am ersten Oktoberwochenende wurde nicht von Linken verübt. Die Polizei spricht von „persönlichem Racheakt“. Zwei der Festgenommenen in U-Haft
Bei dem Brandanschlag auf die rechtsextreme Szenekneipe „Zum Henker“ geht die Polizei mittlerweile nicht mehr von einem politischen Hintergrund aus. Die Beamten durchsuchten sieben Wohnungen in Berlin und Königs Wusterhausen und nahmen am Freitagabend sieben Männer im Alter von 20 bis 42 Jahren fest.
„Keiner der Tatverdächtigen handelte aus politischer Motivation“, teilte die Polizei nach den Festnahmen mit. Die festgenommenen Männer seien weder der rechten noch der linken Szene zuzuordnen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen versuchten Mordes.
Bei dem Brandanschlag auf die Kneipe am ersten Oktoberwochenende wurde einer der Kneipenbesucher bei dem Versuch, die Täter zu stellen, lebensgefährlich verletzt. Er war, nachdem ein maskierter Täter gegen 2.20 Uhr zwei Molotowcocktails auf die Fassade des Gebäudes geworfen hatten, gemeinsam mit weiteren Gästen aus dem Lokal gestürmt. Zu dem Zeitpunkt befanden sich nach Polizeiangaben rund 40 Personen „überwiegend aus der rechten Szene“ in der Kneipe. Als das Fluchtauto zurücksetze, überrollte es den Mann.
Am Tag nach dem Anschlag hatte ein Antifa-Mitglied gegenüber der taz seine Skepsis ausgedrückt, dass der Anschlag aus der linken Szene kommen könnte. Neonazis hatten die Tat jedoch von Anfang an dem linken Spektrum zugeordnet, Sicherheitskreise schlossen eine Verbindung der Täter zum Milieu der organisierten Kriminalität schnell aus.
Nun sagt die Polizei, die Tat sei ein „persönlicher Racheakt“. Am 26. September hätten die Tatverdächtigen versucht, in die Kneipe zu gelangen, ihnen sei allerdings der Zutritt verweigert worden. Zudem seien sie angegriffen und verletzt worden.
„Wir sind von Anfang an davon ausgegangen, dass es keine Linken waren, die den Anschlag verübt haben“, sagt Tim Laumeyer von der Antifaschistischen Linken Berlin (ALB). Erleichtert sei er trotzdem nicht. „Froh sein können wir erst, wenn die Nazis mit ihrer Propaganda aufhören, dass es Linke gewesen seien.“ Derzeit werde geprüft, ob Betroffene, deren Namen auf der Neonazi-Demo vorgelesen wurden, Strafantrag stellen.
Nach Angaben der Polizei werde weiterhin „mit Hochdruck“ ermittelt. Ein Sprecher teilte mit, dass zwei der Festgenommenen mittlerweile in Untersuchungshaft sitzen. Die fünf weiteren sind zunächst wieder auf freiem Fuß. SVE