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Archiv-Artikel

Abseits im Chaos der Behörden

TENEVER Das Drogenhilfe-Projekt „Café Abseits“, das laut Sozialbehörde fortgeführt werden soll, ist dicht gemacht worden. Nicht einmal der Drogenbeauftragte wusste davon

„Ich weiß von einer Schließung nichts“, sagt der Landesdrogenbeauftragte

VON KLAUS WOLSCHNER

Am vergangenen Freitag kam Hafid Catruat, trotz staatsanwaltschaftlicher Ermittlungen immer noch Geschäftsführer der „Interkulturellen Werkstätten Tenever“ (IWT), in die Otto-Brenner-Allee und klebte einen Zettel an die Tür des Drogenhilfe-Projektes „Café Abseits“. Und das trotz aller Zusicherungen, die sinnvollen Projekte der IWT sollten von anderen Trägern fortgeführt werden, trotz diverser Zusicherungen für die Beschäftigten, sie müssten sich keine Sorgen machen. Gleichzeitig hatten die einen Brief der Bagis in der Post, sie sollten sich am Montag dort melden: Die Finanzierung ihrer „BEZ“-Stellen sei gestoppt. „BEZ“ steht für Beschäftigungszuschuss. Den zahlt die Bagis an den Träger von arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen.

„Ich kann das nicht nachvollziehen“, sagt Susanne Drews, die ein Jahr lang mit einer ABM-Stelle dieses Café aufgebaut und betreut hat. Im „Café Abseits“ werden jeden Monat von Drogenabhängigen 700 Spritzen getauscht, drei Mal in der Woche gibt es Frühstück, auch für Alkoholabhängige ist der Kellerraum ein Anlaufpunkt, wo man „nicht gleich auf dem Präsentierteller“ liegt, wenn man dahin geht. Einmal in der Woche werden dort Lebensmittel ausgegeben von der Bremer Tafel – für Menschen, die nicht weit laufen können. „Da kommt manche Oma mit ihrem Rollator hin“, sagt Susanne Drews. Jetzt ist die Tür dicht – „unverantwortlich“, findet sie.

Wer verantwortet das? Anruf beim Landesdrogenbeauftragten Anton Bartling am Montag danach. Der hatte das „Café Abseits“ immer wohlwollend begleitet. „Ich weiß von einer Schließung nichts“, sagt der, „wir fanden das Projekt immer gut.“ Zuständig sei aber Frank Schmidt von der Gesundheitsbehörde. Auch der wusste von der Schließung nichts. Vielleicht ging es um die Finanzierung, dafür sei der Bereich Arbeit zuständig.

Die Sprecherin der Behörde für Gesundheit, Soziales und Arbeit, Petra Kodré, bestätigt schließlich: Ja, das „Café Abseits“ sei geschlossen worden. „Vorübergehend.“ Wie lange, könne niemand sagen, die Verhandlungen mit dem neuen Träger Comeback liefen noch. Comeback bestätigt, dass die bisherige Finanzierung nicht ausreichend sei – zu den Bedingungen, zu denen die IWT das gemacht hätte, ginge es eben nicht. Nicht zufällig sei IWT in die Kritik geraten. Warum werden die Mittel ganz gestrichen, wenn es nur um etwas „Vorübergehendes“ geht? Das konnte die Bagis gestern nicht erklären. Die Beschäftigten, die dort vorsprachen in der Erwartung, sie würden jetzt wieder Hartz IV beantragen müssen, kamen mit der überraschenden Erkenntnis vom Amt zurück, dass sie einfach abwarten sollten. Denn in ihren Arbeitsverträgen steht nichts von der Abhängigkeit von Bagis-Mitteln. Das bedeutet: Sie sind ungekündigt und müssen schlicht ihre Arbeitskraft der IWT anbieten. Dass die Bagis sie dennoch einbestellt hat, lässt nur den Schluss zu: Die Bagis wusste nicht, was in den Verträgen derer steht, die sie fördert – und einbestellt hat.

„Das klärt sich alles noch“, sagt die Sprecherin der Sozialsenatorin, „noch ein paar Tage“ müsse man den Behörden Zeit geben, sich zu sortieren. Es sei nach wie vor erklärtes Ziel, das „Café Abseits“ im bisherigen Konzept weiterzuführen. Das war den Beschäftigten vor vier Wochen auch schon gesagt worden.