piwik no script img

Archiv-Artikel

Profis für fairen Profit

Die Weltläden in NRW sollen wirtschaftlicher werden

Das Klischee ist bekannt: Eine-Welt-Läden sind kleine Klitschen, die versteckt im Seitentrakt eines Kirchengebäudes liegen, nur vier Stunden pro Woche geöffnet haben und bitteren Nicaragua-Kaffee verkaufen. Auch wenn das nicht ganz stimmt: Die Weltladenszene könnte in der Tat frischen Wind gebrauchen, sagt eine gestern in Köln vorgestellte Studie des „Eine Welt Netz NRW“. Denn die meisten Aktiven in den 190 Weltläden in NRW seien über 50, weiblich, arbeiteten ehrenamtlich und hätten von Betriebswirtschaft und Marketing keine Ahnung.

Entsprechend mickrig ist der Umsatz der Läden, sagen die Autoren. Mit gerade 7 Millionen Euro setzten sie im Jahresschnitt so viel um wie zwei Bio-Supermärkte. Dabei könnten die Weltläden laut Studie ihren Umsatz binnen ein bis zwei Jahren leicht verdoppeln, wenn sie ihr Geschäft professionalisieren würden. Und nebenher könnten mit zentraleren Standorten, freundlicheren Verkaufsflächen und besseren Öffnungszeiten in den nächsten drei bis fünf Jahren auch noch 100 Arbeitsplätze geschaffen werden. Aber vor allem „ist es im Sinne des Südens, wenn die Weltläden ihren Umsatz verbessern“, sagt Monika Dülger vom „Eine Welt Netz NRW“. Schließlich nutze es den Bauern in den Entwicklungsländern, wenn sie hier mehr Produkte zu „fairen“ – sprich: höheren – Preisen absetzen können.

Während sich viele Aktive aus der Eine-Welt-Szene wohl erst an den Gedanken gewöhnen müssen, dass sie wirtschaftlich arbeiten sollen, gerade weil sie entwicklungspolitische Ziele haben, machen andere daraus eine Geschäftsidee. Martin Lessing etwa will sich im Oktober mit einem eigenen Weltladen in Düsseldorf selbständig machen. Er ist überzeugt, dass man mit fair gehandelten Produkten Geld verdienen kann. Wie in Köln: Den neuen Weltladen in der Innenstadt hat Lessing mit aufgebaut, mit über 200.000 Euro Umsatz im Jahr ist der Laden heute einer der größten in NRW.

Für sein eigenes Geschäft hat sich Lessing noch höhere Ziele gesteckt: 300.000 Euro Jahresumsatz sollen es sein. Und für ihn muss davon auch was übrig bleiben. „Selbstausbeutung ist nicht drin. Wenn mir der Laden nach zwei, drei Jahren nicht einen gewissen Lebensstandard ermöglicht, gebe ich ihn wieder auf.“ SUSANNE GANNOTT