: Ausgeglichen in der Krise
AUSBILDUNGSMARKT Arbeitsagentur und Kammern sind zufrieden über die Zahl der Ausbildungsplätze. Unklarheit nur über massiven Verlust der Bewerber
Wie in jedem Jahr um diese Zeit haben Arbeitsagentur, Handwerkskammer und Handelskammer ein umfangreiches Zahlenwerk vorgelegt – das nicht Zahlenwerk wäre, ließe es keine Fragen offen.
Auf den ersten Blick scheint alles ganz einfach zu sein auf dem Ausbildungsstellenmarkt, um den es hier geht: Angebot und Nachfrage halten sich für 2009 die Waage. Zwar standen – wegen der Krise – weniger Plätze zur Verfügung, das aber wurde ausgeglichen durch einen Rückgang der Bewerber. In Zahlen ausgedrückt: 3.901 Ausbildungsplätze gab es – 527 weniger als im Vorjahr, ein Minus von 11,9 Prozent –, es gab aber auch nur 3.858 Ausbildungsplatzbewerber – 878 weniger als 2008, ein Minus von 18,5 Prozent.
Die an der Verkündung der Zahlen Beteiligten lobten das Gesamtergebnis. Der Geschäftsführer der Arbeitsagentur Bremen, Hans-Uwe Stern, lobte die erneut „hohe Ausbildungsbereitschaft Bremer Betriebe auch in schwieriger Zeit“, so dass sich „die Krise nur begrenzt auf den Ausbildungsmarkt ausgewirkt hat“.
Die Hauptgeschäftsführer der Handwerks- und Handelskammer, Michael Busch und Karlheinz Heidemeyer, äußerten sich ähnlich: Bei der Handelskammer registrierte man zum Stichtag 30. September bei 3.170 abgeschlossenen Verträgen ein Minus von 8,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr; Heidemeyer erinnerte aber an das Jahr 2008 als „das beste Ausbildungsjahr seit langem“. Busch sprach für die Handwerkskammer von einem „sehr guten Resultat“ mit einem Minus von nur 1,7 Prozent. Dahinter mag das eine oder andere Konjunkturpaket stehen, das dem Handwerk gerade auch in der Krise gute Zeiten beschert; spürbar weniger Platz für Auszubildende haben die von der Abwrackprämie geschwächten unabhängigen KFZ-Werkstätten gemeldet.
Wie aber erklärten sie den seit Jahren anhaltenden Rückgang der Bewerber? 2006 zählte der Bezirk Bremen der Arbeitsagentur, der Bremen und den Landkreis Osterholz umfasst, noch 5.850 Bewerber, jetzt sackte die Zahl auf 3.858 – ein Verlust von 2.000 Bewerbern. Demographisch ist er laut Bremer Institut für Arbeitsmarktforschung und Jugendberufshilfe nicht zu erklären. Die gängige, von der Arbeitsagentur gepflegte Erklärung stößt in der Bildungsbehörde auf Skepsis: Die Agentur sagt, die Zahl erkläre sich, weil heutzutage mehr Jugendliche länger in den Schulen blieben – um die Chancen in Krisenzeiten und angesichts nicht ausreichender Fähigkeiten zu erhöhen. Die Bildungsbehörde weiß von höheren Schülerzahlen allerdings nichts. Sie verweist auf viele Jugendliche, die sich ganz von allein um Ausbildungsplätze bemühten und dabei ohne die Arbeitsagentur auskämen. Bei der Agentur wird das erst als dritter Grund geführt. Es lassen sich einfach viel weniger Schulabgänger bei ihr registrieren, die Schulen sind deshalb nicht voller. FEZ