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Archiv-Artikel

Iran entfernt Siegel an Atomanlage

Die umstrittene Fabrik in Isfahan ist das Zentrum für Uranverarbeitung und ein Symbol iranischen Nationalstolzes

Angereichertes Uran ist je nach Konzentration als Brennstoff oder für Atomwaffen nutzbar

TEHERAN/WIEN rtr/afp/taz ■ Der Iran hat gestern die Siegel an der umstrittenen Atomanlage von Isfahan entfernt, um damit weitere Teile des Werks in Betrieb zu nehmen. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEO) in Wien bestätigte entsprechende iranische Angaben. Der Iran hatte bereits am Dienstag angekündigt, die Arbeiten in dem bisher von der IAEO versiegelten Teil der Anlage zur Uranumwandlung umgehend wieder aufzunehmen.

Die IAEO habe eine Erlaubnis zur Beseitigung der Siegel erteilt und Überwachungskameras installiert, so der Vizechef von Irans Atombehörde, Mohammed Saeedi. Der Iran hatte den Betrieb der Anlage in Isfahan am Montag wieder aufgenommen, allerdings zunächst nur im unversiegelten Teil. „Dies ist ein großer Augenblick für das iranische Volk,“ sagte Saeedi bei diesem Anlass vor jubelnden Technikern und dutzenden von Journalisten.

Die Atomanlage im Zentrum des Landes erstreckt sich über ein riesiges Areal von tausend Quadratkilometern. Die Anlage sollte in den 90er-Jahren zunächst in Zusammenarbeit mit China gebaut werden. Auf Druck der USA lösten die Chinesen einen entsprechenden Vertrag mit dem Iran 1997 jedoch wieder auf. Teheran vollendete den Bau schließlich nach eigenen Angaben mit einheimischen Ingenieuren. Isfahan wurde zum Symbol des iranischen Nationalstolzes.

In der Anlage wird das aus Wüstenminen geförderte gelbe Uranoxid – auch „Yellowcake“ genannt – in Urantetrafluorid (UF4) und dann in gasförmiges Uranhexafluorid (UF6) umgewandelt. Diese Konversion ist eine Vorstufe der Urananreicherung, bei der die Urankonzentration des Gases mit Hilfe von Zentrifugen erhöht wird. Der Iran besitzt über 1.000 solcher Zentrifugen. Je nach Konzentration ist das Gas dann als Brennstoff für AKWs oder aber für Atomwaffen nutzbar. Der Iran bestreitet US-Vorwürfe, solche Waffen entwickeln zu wollen, besteht aber auf seinem Recht zur zivilen Nutzung von Atomenergie.