das wetter: Nicole II.
Nicole war eine wandelnde Altkleidersammlung. Sie studierte in Gießen oder Marburg, so genau ließ sich das nicht eruieren, denn mehr als eine Bahnhofsbeziehung mit gut angebundener Stadtwohnung führte er nicht mit ihr. Sie studierte irgendwas mit Medizin oder Körperkunst, aber das Foto, das sie in ihrer Dienstuniform zeigte, bot nicht wirklich Befriedigung, was seine Lust am Fetisch betraf. Sie trug keine Mütze mit rotem Kreuz, und ihr Kittel war alles andere als gestärkt. Dass sie einen Aufräumfimmel hatte, der zu fast surreal wirkender Genauigkeit der Gegenstände ihrer Wohnung in Sachen Platzierung führte, sah man auf dem Foto auch nicht. Nicole bewegten arktische Fragen und ich-syntone Aggressionen, sie mochte Eisbären und Dinge, die wurfbereit in der Nähe standen, und natürlich die Ordnung, die es danach wieder zu erschaffen galt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen