meinungsstark:
Die Erfolge der Anti-AKW-Bewegung
„Kampf gegen die Hydra“, taz vom 20. 9. 19
Lieber Kersten Augustin, gerade das habe ich immer befürchtet – einen Vergleich der Anti-AKW-Bewegung mit FFF, wie unlängst in Ihrem Artikel. Gerne versuchen Journalisten der FFF eine Zukunft vorherzusagen, es ist ihr Job – wie Phönix aus der Asche steht diese von jugendlichem Charme geprägte, und lange gerufene Bewegung da. Wie ich werden viele Lehrer, Eltern und Organisationen wie Greenpeace oder BUND den Kindern und Jugendlichen das Thema nahegelegt haben, aber der Startschuss fiel durch einen Menschen aus ihren eigenen Reihen. Genau deshalb wird die Bewegung ihre ganz eigene Dynamik entwickeln, und dafür sind auch Sie, verehrter Verfasser des Artikels, schon zu alt. Die andere Seite ist die Art, wie Sie mit der Anti-Atom-Bewegung umgehen. Wenn Sie die Demo im März 1979 in Hannover als Start der Bewegung erwähnen, dann haben Sie die Demos in Brokdorf und Grohnde und 19 vorausgegangene Atomunfälle, einschließlich Sellafield und Harrisburg nicht beachtet. Und, dass der Landkreis Lüchow-Dannenberg schon längst kriminalisiert wurde, wie auch viele Demonstranten – einigen wurde später Berufsverbot erteilt, manche landeten im Knast nach der Schlacht um Grohnde. Kinderleicht war der Ausstieg, so Ihre Worte? Eine Staatsmacht und die Wirtschaft gingen für ihre Interessen gegen Jung und Alt, Studenten, Bauern und Wissenschaftler, gegen Krankenschwestern, wie ich eine war, mit Gewalt vor. Ja, da waren Sie noch nicht geboren, vielleicht deswegen der nächste unrichtige Begriff, es wäre bei der Anti-AKW Bewegung nur, im Vergleich zu FFF, um ein paar Energiekonzerne gegangen, die lernen müssen, ihr Geld anders zu verdienen; da frage ich Sie, warum hat dann der Staat Unsummen in diese Technologie gesteckt und den Konzernen die AKWs auf dem Silbertablett geschenkt? Die eine Bewegung abzuwerten, um eine neue zu hypen, dass ist keine gute Voraussetzung voneinander zu lernen, denn die Sorge um den strahlenden Atommüll wird trotz beschlossenem Ausstieg ein drängendes Problem für etliche Generationen sein sowie der Bau neuer AKWs in vielen Ländern. Dagmar Haschke, Göttingen
Super korrekt durchgedreht?
„Für Justin Trudeau geht es ums Ganze“, taz vom 13. 9. 19
Sehr geehrte Redaktion, ich weiß, mein Leserbrief passt nicht in Ihr ideologisches Denken. Aber was ist Verwerfliches daran, dass sich Kanadas Premier Justin Trudeau vor 18 Jahren, also im Jahr 2001, auf einem Studentenfest mit dem Thema „Arabische Nächte“ als „Aladin“ verkleidet hat und einen Turban trug und sich dunkles Make-up auf sein Gesicht und seine Hände schmierte? Was ist daran rassistisch? Aladin war ein Zeichentrickfilm der Walt-Disney-Studios im Jahr 1992, der sich bezieht auf die Geschichte Aladin und die Wunderlampe aus den Märchen aus 1001 Nacht. Und Aladin war nun einmal dunkelhäutig. Warum muss sich Trudeau öffentlich entschuldigen? Wofür? Unser so superkorrektes Verhalten und Denken sorgt nur dafür, dass noch mehr Wähler zu der AfD getrieben werden! In der Fischerhütte am Schlachtensee feiern sie bis Mitte nächsten Monats jeden Tag „Oktoberfest“, und alle Gäste verkleiden sich als waschechte Bayern. Was für eine Schande! Die Preußen verunglimpfen damit die Bayern! Diese rassistischen Preußen! Man sollte das sofort verbieten! An diesem Beispiel zeigt sich, dass wir alle mittlerweile völlig durchgedreht sind! Julia Clarissa Bonnetti, Berlin
Geiz macht geile Pleiten
„Brutale Marktbereinigung“, taz vom 24. 9. 19
Gewiss ist die Unsicherheit über den Brexit einer der Gründe dafür, dass Thomas Cook nun bankrott ist. Aber man darf nicht die völlig idiotischen Entwicklungen des Billigmarktes vergessen. Gleichgültig, welcher Veranstalter es anbietet, eine Woche Urlaub irgendwo inklusive Flug für 129 € ist eine der Hauptursachen für diese Dramatik, der alle sehenden Auges in den Ruin folgen, auch die Kunden. Geiz ist geil. Zuerst zahlen die MitarbeiterInnen die Zeche, die die vielfache Arbeit für bereits entlassene KollegInnen mit erledigen müssen. Lothar Winkelhoch, Gummersbach
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen