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Archiv-Artikel

ARNO FRANK ÜBER DEN STREIK DES KABINENPERSONALS BEI DER LUFTHANSA Unterschätzte Saftschubsen

Chaos im Luftraum und auf dem Boden, 200 gestrichene Flüge, Hunderte gestrandete Passagiere und Verluste in Millionenhöhe – eine erste Bilanz des Streiks der Flugbegleiter vom Freitag zeigt, dass die Lufthansa ihre „Saftschubsen“ unterschätzt hat. Nach drei Jahren ohne Gehaltserhöhungen und der Drohung, sie durch Leiharbeiter zu ersetzen, war das Kabinenpersonal der Kranichlinie reif für den berechtigten Ausstand.

Zuletzt konnte sich die Lufthansa 1992 noch durch Zugeständnisse der Beschäftigten aus einer existenziellen Krise befreien – damals spaltete sich unter Protest die Unabhängige Flugbegleiter Organisation (UFO) von der Muttergewerkschaft ab. Sie hat nun dreizehn Monate erfolglos mit Lufthansa verhandelt und zum Streik aufgerufen. Wüsste die Belegschaft wenigstens, für welche mittelfristige Perspektive sie abermals auf ihre berechtigten Forderungen verzichten sollte, wäre allen Beteiligten gedient.

Genau das scheint diesmal unmöglich, es ist ein Dilemma. Die defizitäre Lufthansa kann nirgends mehr sparen als an den Personalkosten, die mit 22 Prozent der Betriebsausgaben wesentlich höher liegen als bei der Konkurrenz. Wobei wiederum vom guten Ruf der Airline kaum etwas übrig bliebe, wendete sie durch die Anstellung von schlecht bezahltem Kabinenpersonal die gleichen Methoden an wie die billige Konkurrenz.

Weil aber das Problem nicht allein auf die Lufthansa beschränkt ist, bleibt die UFO-Politik der kleinen Nadelstiche unverständlich und kurzsichtig. Warum besinnt sie sich nicht auf ihr Potenzial? Da geht doch viel mehr. Immerhin hat die UFO rund 10.000 Mitglieder, von Air Berlin über LTU oder Condor bis hin zur Flugbereitschaft der Bundesluftwaffe. Damit ließen sich ganz andere Turbulenzen gegen den Trend zum Billigpersonal verursachen.

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