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Archiv-Artikel

leserinnenbriefe

Tiefe Enttäuschung

■ betr.: „Fehlt nur noch Frieden“, taz vom 10. 10. 09

Zu Ihrer vielen Häme auf der Titelseite bleibt bei mir nur eine tiefe Enttäuschung. Ist Obamas Reaktion auf diesen Preis, „Ich werde diesen Preis als Auftrag zum Handeln annehmen“, nicht die richtige Reaktion? Stärkt es uns nicht allen den Rücken, wenn wir sehen, dass einem Aufrechten der Rücken gestärkt wird?

ELKE-JOHANNE GÜNZEL, Lüneburg

Wie ein missgünstiger Krämer

■ betr.: „Das falsche Signal“, taz vom 10. 10. 09

Ist es nicht falsch, wenn Sie schreiben „Bisher ist der Preis nicht für Ankündigungen, sondern für Taten verliehen worden“? Und trifft Ihre Häme nicht den Falschen? Obama hat sich den Preis ja nicht selbst verliehen. Hatten Arafat und Rabin etwa mehr als Ankündigungen? Selbst aus den guten Ansichten Brandts sind ja erst später gute Taten gefolgt.

Weiter stimmt das „bisher nur Ankündigungen…“ auch nicht. So haben doch gerade unsere Regierung und die EU (außer den mutigen Portugiesen) die Räumung von Guantánamo behindert und nicht Obama. Waren die zehn oder 18 Chinesen wirklich eine größere Bedrohung für unsere Freiheit? Hat Obama hier nicht schon gehandelt? Vielleicht weniger für den Preis, aber es war ein Anfang.

Hier rechnet die taz leider wie ein missgünstiger Krämer.

MANFRED FRIEDAG, Nordhorn

Gleiches Recht für alle!

■ betr.: „Billige Rüben statt teurem Brokkoli“, taz vom 6. 10. 09

Einmal abgesehen davon, dass es nicht tolerabel ist, wenn ausgerechnet ein Unternehmen wie Bioforce nicht in der Lage ist, verschiedenes Saatgut auseinanderzuhalten, und damit nicht nur seinen, sondern auch den Ruf der Biobranche wieder einmal auf die Probe stellt, verwundert es doch sehr, dass bei Bioprodukten stets der Firmenname genannt werden darf, andererseits bei Gammelfleisch die Unternehmen nicht genannt werden dürfen, wobei diese nicht nur gegen eine Zertifizierung verstoßen, sondern gesundheitsschädliche Waren auf den Markt bringen. Natürlich geht es nicht darum, die Heimlichkeiten auszuweiten, sondern freie Berichterstattung mit Namensnennung von Unternehmen und Inhabern zur Pflicht für alle Lebensmittelskandale zu machen. THOMAS FRIEDL, Geschendorf

Anm. d. Red.: Die taz verschweigt nicht die Namen der anderen Unternehmen, sondern sie erfährt sie von den Behörden nicht.

Jamaika: Chance für Grüne

■ betr.: „Jenseits des Saarlandes“, taz vom 13. 10. 09

Ich verstehe die Aufregung „Linker-Grüner“ über die angestrebte Jamaika-Koalition im Saarland nicht so ganz. Für die Grünen ist es eine Chance, in der Mitte dazuzugewinnen. In der linken Populismus-Ecke und „Freibier für alle“-Mentalität sitzt der Oskar, wo er auch bleiben soll. Dass die Grünen auch zur CDU und sogar zur FDP offen geworden sind, ist für mich deshalb keine politische Beliebigkeit, weil im Saarland einiges herausverhandelt werden konnte, sogar in der Bildungspolitik. Für mich wäre es jetzt eher ein Grund, bei den Grünen einzutreten, da sie eine moderate „linke Mitte“ repräsentieren. In NRW wird Jamaika allerdings nichts, da Rüttgers ein politisches Chamäleon ist – mal rot und einen Tag später leicht braun gefärbt. Lieber nicht. STEFAN KUNTERDING, Bielefeld

Wirtschaftslobbyisten regieren

■ betr.: „Schwarz-Gelb will Energiesteuern senken“,taz vom 14. 10. 09

Also, wer’s jetzt noch nicht begriffen hat: Wir werden nicht von Politikern regiert, sondern von Wirtschaftslobbyisten! Wenn diese, die stets wohlfeil vom Klimaschutz schwurbeln und nicht mal ein Tempolimit hinbekommen, wahre Politiker wären, würden sie diese Steuer massiv erhöhen und alle anderen Steuern abschaffen; denn jeder, der die vier Grundrechenarten beherrscht, kann sich ausrechnen, wie viel Geld bei einem derzeitigen Primärenergieverbrauch von 14 Milliarden Terrakilowattstunden in die Staatskasse gespült würde. Allerdings muss man wissen, dass von dieser Menge nur vier Milliarden auf private Haushalte entfallen. Die restlichen zehn Milliarden verbraucht die Industrie. Alles klar, warum diese Steuer gesenkt werden soll? HARALD SEILING, Lünen