taz🐾sachen: Am Anfang der Moment
Manchmal sind sich Gegensätze in einer Stadt ganz nah. Ein Syrer beispielsweise berichtete mir bei einer Recherche, wie er in Dresden versehentlich in eine Pegida-Demo geriet, und davon, wie ihn ein jüdischer Mann gegen rassistische Beleidigungen verteidigte. Als ich mit einem anderen Syrer unterwegs war, grüßte der fast jeden dritten Menschen wie jemand, der schon immer hierhergehört. Dresden ist sein Zuhause, sagte er. Mein Feierabendbier trank ich in einer St.-Pauli-Fankneipe. Ein paar Meter weiter haben Dynamo-Dresden-Fans ihre Bar. Zwei Fangruppen, die bei Spielen des Öfteren aneinandergeraten, trinken in Dresden friedlich nebeneinander.
Manchmal sind solche Beobachtungen nur Momentaufnahmen. Manchmal aber auch der Anfang einer Recherche. So wie im Fall von Freital. Zwei Kolleginnen fiel auf, dass der Ort unweit der Sachsen-WG liegt. Wer Freital hört, denkt an die rechtsextreme Gruppe Freital, an Anschläge auf Geflüchtete und ihre Unterstützer*innen. Aber wie lebt es sich dort, wenn man sich offen gegen rechts stellt? Belinda Grasnick und Ebru Tasdemir haben nachgefragt (Seite 4–).
Auch Bernd Merbitz stellt sich offen gegen Rechtsextremismus, und das aus einer besonderen Position heraus: Er war der Polizeipräsident Sachsens. Die Szene hasste ihn als „Nazijäger“. Jetzt kandidiert er als Landtagsabgeordneter der CDU. Linda Verschwele porträtiert ihn für die Serie „Unter Leuten“ (Seite).
Weniger problematisch findet hingegen das Innenministerium einen Vorfall mit Neonazis und Polizisten, das geht aus der Antwort auf eine Kleine Anfrage im thüringischen Landtag hervor. In Fretterode hatten sich im November vergangenen Jahres rund 100 Rechtsextreme getroffen. Die Polizei drohte damals fotografierenden Journalisten, ihre Privatadressen an die Neonazis weiterzugeben. Alexander Nabert findet diese Haltung in Zeiten von Feindeslisten fragwürdig, schreibt er im „Talk of the Town“ (Seite).
Die Wahlen in Sachsen und Brandenburg verfolgt die taz bis zum 3. September mit einer Redaktion in Dresden. Alle Texte: taz.de/tazost
Die Linke in Brandenburg startete eine Volksinitiative gegen die Rückerstattungsansprüche der Hohenzollern. Die Nachfahren des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II. wollen Geld vom Land und Wohnrecht in Schlössern. Die Linke ist dagegen, schließlich ist Wahlkampf (Seite). Ismail Ismail
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