: Liberale wahlkämpfen im Zeichen der Kultur
Nun hat auch die FDP ihren Hamburger Wahlkampfauftakt über die Bühne gebracht – über jene in Schmidts Tivoli. 400 ZuhörerInnen lauschten am Sonntag auf einem „Kulturfrühstück“ zunächst dem FDP-Bundesvorsitzenden Guido Westerwelle, gefolgt von einer Gesprächsrunde zur „Kultur in Deutschland“, an der neben Kunstsammler Harald Falckenberg und Konzertveranstalter Pascal Funke auch Schauspieler Sky du Mont teilnahm.
Westerwelle, der sich mit saloppem Redestil und genau gesetzen Pointen in Glanzform präsentierte, plädierte für eine Aufwertung der Kultur in Deutschland, die nach dem Willen seiner Partei auch im Grundgesetz zum Staatsziel erhoben werden sollte. Dazu gehöre, dass die Kompetenzen für Kulturpolitik, die im Bund auf neun verschiedene Ressorts verteilt seien, wieder in einem eigenständigen Ministerium gebündelt würden.
Statt Mainstream müsse wieder stärker und nach transparenten Kriterien die Vielfalt der Kultur gefördert werden. „Politiker dürfen keine Geschmacksrichter sein“, appellierte Westerwelle, denn „in einer graumäusigen, unkreativen Gesellschaft könne es keinen Fortschritt“ geben. Ganz wichtig sei es dabei, den „Rückgang an musischer Erziehung“ in den Schulen zu stoppen, wozu das Konzept der Ganztagsschulen die beste Voraussetzung böte.
Energisch kritisierte Westerwelle die anhaltenden Diskussionen über die Rechtschreibreform – „Eine Kultusministerkonferenz, die seit Jahren darüber debattiert, ob Flanell(l)appen mit zwei oder drei ‚l‘ geschrieben wird, verpasst ihre eigentlichen Aufgaben“ –, die nicht dazu führen dürfe, „dass Kinder, die schreiben, wie sie es in Klassikern lesen, dies im Diktat als Fehler angestrichen bekommen“. Als daraufhin ein Schulkind kreischend die Rede übertönte, gab sich der Parteichef tolerant. An die Mutter gewandt bemerkte er: „Sie müssen ihren Sohn nicht aus dem Saal bringen – ich bin aus dem Bundestag ganz anderes gewohnt“.
Die anschließende Diskussion, in der sich vor allem du Mont als Westerwelle-Claqueur outete – „Guido, endlich einmal klare Worte“ –, drehte sich dann um das Spannungsfeld zwischen staatlicher Kulturförderung und privater Initiative. Während Falckenberg die Versuche des Senats kritisierte, die Filmförderung einzudampfen, prügelte du Mont auf die Geförderten ein: „Wer einen guten Film macht, bekommt ihn immer finanziert“, behauptete der 58-jährige Akteur, der fast nur in kommerziellen Streifen wirkt. „Wenn ich höre, dass die Filmschaffenden wegen schlechter Förderung Hamburg verlassen wollen, bekomme ich die Krise.“ Marco Carini