meinungsstark:
Kleine Städte veröden
„Friedrichstraße: Zu vermieten“, taz vom 17. 7. 19
Es gab einmal eine Zeit, da gab es kleine Läden in Einkaufsstraßen, Friedrichstraße, Schönhauser Allee, Ku’damm. Dann kamen die Shoppingmalls mit den immer gleichen Läden, die sich wie Mehltau in jeder Stadt ausbreiteten. Wir Hellersdorfer hatten zwei Einkaufsstraßen! Die Hellersdorfer Promenade und die Kastanienallee. Kaffees, Friseur, kleine Läden reihten sich aneinander und luden zum Einkauf ein! Erstmalig war man in Helle-Mitte vom Konzept der Großkaufhäuser abgegangen, und das war schön! Nur die Marzahner Promenade war vergleichbar.
Und heute sind alle drei wegen des Größenwahns der Politik Problemgebiete und werden durch Quartiersmanagments mit mäßigem Erfolg gepäppelt! Schuld sind die großen Einkaufszentren, welche hier nach der Wende gebaut wurden! Erst kam Helle-Mitte, und gleichzeitig baute Brandenburg an der Stadtgrenze den Kaufpark Eiche, der inzwischen das Zentrum in Helle-Mitte zerstört hat! Größenwahn macht die Innenstädte zu kulturellen Wüsten! Brandenburg schöpft dabei bewusst Berliner Kaufkraft ab und trägt mit seinen Rieseneinkaufsparks rund um Berlin dazu bei, dass Berlin und die kleinen Brandenburger Städte am Rand veröden und die kleinen Händler aussterben! Matthias Zwerschke, Berlin
Delegitimerung von Kritik
„Doppelstandards“, Brief in der taz vom 17. 7. 19
Im Beitrag von Leser Klaus-Peter Lehmann ist ein Argument zentral: Die Kampagne Boykott, Divestment, Sanctions sei antisemitisch, weil sie allein Israel kritisiere, obwohl es viel Schlimmeres gebe: die Ausrottung der Ureinwohner in den USA, den Krieg im Jemen und die Abholzung des Regenwaldes in Brasilien. So kann man natürlich jede Kritik delegitimieren. Es gibt immer Schlimmeres: Wie kann man sich gegen die Rechtschreibreform engagieren, solange Küken geschreddert werden? Und man kann je nach Bedarf den Kontrahenten beliebig denunzieren: Wer sich dennoch für diese nachrangige Sache engagiert, mit dem kann etwas nicht stimmen. Vorliegend: Es müssen Antisemiten sein. In der Konsequenz dürften nur die ernst genommen werden, die sich gegen alle Übel der Welt richten (der Papst, der Dalai Lama?) oder jedenfalls gegen „die Mutter aller Übel“. Sind die BDS-Aktivisten jemals gefragt worden, was sie von der Ausrottung der amerikanischen Ureinwohner (die kein Boykott rückgängig machen kann), dem Jemenkrieg und der Abholzung des Regenwalds eigentlich halten? Natürlich nicht. Adolf Clausen, Bremen
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