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Archiv-Artikel

kritik der Woche Schnauzbärtig: Das Feuerwehrmuseum Schleswig-Holstein

Anders als Zahnärzte oder Finanzbeamte gehören Feuerwehrmänner zu einer Berufsgruppe, die man mag. „Wo andere rausrennen, gehen wir rein“, so einer der Leitsprüche der Feuerwehr. Klingt heldenhaft – und doch haben viele Freiwillige Feuerwehren Nachwuchssorgen.

In Norderstedt bei Hamburg gibt es seit 1990 eines der größten Feuerwehrmuseen in Deutschland. Untergebracht auf einem ehemaligen Bauernhof, ein Backsteingebäude mit 1.500 Quadratmetern Ausstellungsfläche. Ein privater Förderverein, die Stadt Norderstedt und Sponsoren finanzieren es. In der ersten Halle: Feuerwehrautos. Ein kleiner VW-Bus mit Leiter und Schlauch, ein Ford aus dem Jahr 1952, ein mächtiger, glänzender Mercedes-Löschwagen. „LAK 1620 B Baujahr 1967. Herkunft: FF Brunsbüttel. Motor: Sechszylinder-Dieselmotor, 210 PS bis 2.200 U / min.“, liest man. Soso. Man geht von Auto zu Auto, liest dies über den Motor und jenes über die Größe des Schaummitteltanks. Aber man darf sich nicht hineinsetzen und nirgends ist zu erfahren, wie solch ein Fahrzeug denn nun wirklich funktioniert. Es ist mehr Garage als Museum.

Ein niedriger, etwas dunkler Raum – hier das Thema Spritzen. Die Erklärung, wie so eine Feuerspritze funktioniert hat, hängt an der Wand und ist verwirrend, im Raum stehen wieder viele Objekte, historische Spritzen: große Wagenspritze, Landspritze, eine Spritze auf einer Art Bollerwagen: “Wyk auf Föhr. Bei Bedarf konnte die Spritze auch als Lafettenspritze eingesetzt werden.“ Ja, die Lafettenspritze.

Weiter geht es mit dem Raum „Brandschutz in Schleswig-Holstein“, wo einen viele schnauzbärtige Feuerwehrmannschaften von Fotos herab anblicken, wahlweise mit einer Spritze oder mit Trompeten ausgestattet, und ein Gewehr in einer Vitrine. Vermerk: „Militärisches Seitengewehr M 1871. So ein Seitengewehr wurde 1878 von dem Hauptmann der FF Wyk auf Föhr geführt.“ Auf dem Dachboden dann Uniformen, Helme, Gürtelschnallen, Schulterklappen: „Hauptwachtmeister“, „Truppführer“.

Doch dort, ein kleines schwarz-weiß Foto voller Frauen! „Während des Krieges wurden auch Frauen zur Auffüllung der Lücken in den Reihen der Freiwilligen Feuerwehr Heide herangezogen.“ Sonst kaum etwas zum Dritten Reich, nach dem Krieg der Neuanfang. Sonst nichts über Frauen in der Feuerwehr, nichts über die Frage nach der Männlichkeit des Feuerlöschens. Nur wenige Informationen über die Entstehung von Feuerwehren, nichts über ihre Bedeutung für das soziale Leben in vielen Dörfern, nichts darüber, welch hohen Einsatz manch einer bringt, wenn er den ersten Toten birgt, nichts, wie Feuerwehrleute mit diesen Erlebnissen fertig werden. Kaum etwas über die Veränderung der Arbeit hin zum Katastrophenschutz, zum Kampf gegen Gegner, die weniger sichtbar sind als das Feuer, wie Strahlen oder chemische Verschmutzungen.

Es gibt keine Fragen im Feuerwehr-Museum Schleswig-Holstein und kaum Antworten. Es gibt Objekte. Mit Daten. Dorothea Siegle

Infos: www.feuerwehrmuseum-sh.de