: Totale Nachrichtensperre im Fall Gandschi
Hungerstreikender Iraner darf seit zwei Wochen nicht besucht werden. Gerüchte über möglichen Tod des Inhaftierten
BERLIN taz ■ „Es sind jetzt zwei Wochen, dass ich meinen Mann nicht besuchen darf“, sagte Masumeh Schafi-i, die Frau des iranischen Journalisten, Akbar Gandschi , vor zwei Tagen in einem Interview. „Ich gehe jeden Tag zum Krankenhaus und werde abgewiesen. Gandschi habe Besuchsverbot, sagen sie.“ Auch die Ärzte seien für sie nicht zu sprechen. Sie habe nur erfahren können, dass ihr Mann auf der Intensivstation liege. „Meine Kinder und ich sind sehr besorgt.“
Akbar Gandschi , der sich seit 65 Tage im Hungerstreik befindet, war nach der Teilnahme an einer im April 2000 von der Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin veranstalteten Irankonferenz in Teheran verhaftet worden. Der populäre Journalist, der seit mehr als fünf Jahren inhaftiert ist, gehört zu den profiliertesten Reformern im Iran. Mit seinem Hungerstreik protestiert er gegen die unerträglichen Haftbedingungen und fordert seine bedingungslose Freilassung. Vor drei Wochen wurde er angeblich wegen eines Meniskusrisses ins Krankenhaus gebracht.
Das Besuchsverbot und die totale Nachrichtensperre geben Gerüchten Nahrung, Gandschi sei bereits tot. Am vergangenen Freitag hatten sich mehr als tausend Politiker, Journalisten, Künstler und Schriftsteller in Teheran vor dem Krankenhaus versammelt. Sie forderten Gandschis unverzügliche Freilassung. Eine Delegation, die Einlass verlangte, um Gandschi zum Abbruch seines Hungerstreiks zu überreden, wurde zurückgewiesen. „Sollte Gandschi sterben, trägt die Justiz die Verantwortung“, hieß es in der Resolution.
In Berlin hatten sich letzte Woche iranische Oppositionelle vor der Parteizentrale der Grünen versammelt, um gegen die Inhaftierung Gandschi s zu protestieren. Das Auswärtige Amt erklärte, der Fall erfülle die deutsche Diplomatie mit Sorge. Aber wie andere humanitäre Fälle, werde auch dieser auf eine Weise behandelt, die Erfolg verspreche, erklärte Sprecher Jens Plättner. Ein Zuviel an Öffentlichkeit schade den Betroffenen.
Die Europaabgeordnete und Vorsitzende der Delegation des Europaparlaments für Beziehungen zu Iran, Angelika Beer, schrieb in einem Brief an Gandschis Frau: „Die Frage der Menschenrechte steht für uns immer im Vordergrund. Unsere Forderung ist eindeutig: Ihr Mann muss bedingungslos freigelassen werden.“ BAHMAN NIRUMAND