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Archiv-Artikel

Aufforderung zum Ungehorsam

MITMACHBÜCHER Über zwei Generationen hinweg: Zwei Kinderbücher zum Mitmachen von Philip und F. K. Waechter

VON EVA-CHRISTINA MEIER

Lütgebohmert, Tasso Koffer, Fide Schlie und Dr. Loy – das sind nur einige der Tiere mit denen die drei Kinder Moritz, Johanna und Robert in „Die Kronenklauer“ Bekanntschaft machen. Dieses außergewöhnliche Buch von F. K. Waechter und Bernd Eilert, das erstmals 1972 erschien, erzählt nicht nur vom Abenteuer der Kinder im Reich von König Schwarte, sondern bietet jede Menge Gelegenheit, selbst tätig zu werden – das Buch in die Hand zu nehmen, um zu falten, zu schneiden, zu malen und zu rätseln.

Siebenundzwanzig Jahre nach seiner Erstveröffentlichung nimmt man verblüfft die Bastelanleitung zum beiliegenden Wunschpuzzle zur Kenntnis: „Ihr könnt es (das Puzzle) aber auch heil lassen und an die Wand hängen oder in eine Schublade stecken und was Besseres spielen. Was Robert sich wünscht, muss ja nicht unbedingt auch euer Wunsch sein.“

Der Frankfurter Zeichner und Cartoonist F. K.Waechter (1937–2005) hatte zuvor bereits mit „Der Anti-Struwelpeter“ 1970 einen Klassiker der Kinderladenbewegung geschaffen. Aber erst mit „Die Kronenklauer“ findet F. K. Waechter zum unverwechselbaren Stil seiner späteren Kinderbücher.

Nachdem sich Moritz, Johanna und Robert trotz der Warnung von Dr. Loy, der Eule, an dem Haselnussstrauch von König Schwarte bedient haben, taucht kurz darauf die königliche, schwarze Limousine auf. Drei Hunde in rosa Uniformen steigen aus, um die Kinder im Kofferraum zu verstauen und ins Schloss zu schaffen.

Aber dort lassen sich die drei weder von der Gouvernante Frau Bellmaus (Katze) noch vom autoritären Lehrer alter Schule, Professor Prousch (Hund), einschüchtern. Im Gegenteil: Bald unternehmen sie den ersten Fluchtversuch und befreien wenig später Holger, den Elefanten, aus dem Schrank. Gemeinsam planen sie den Diebstahl der Krone von König Schwarte und stürzen ihn dadurch von seinem Thron.

Bis zur endgültigen Abschaffung der Monarchie haben die Kinder und Tiere – Caro Spannagel (Handwerker), Eberhard Lück (Förster), Meister Heublein (Bademeister) und all die anderen Füchse, Fische, Seelöwen noch allerhand Schwierigkeiten zu meistern. Mit Hilfe eines vorangestellten Lageplans und den dazu passenden Fußnoten im Buch lässt sich das Geschehen anschaulich verfolgen. Unterbrochen wird die Erzählung immer wieder durch eingeschobene Bildgeschichten und Illustrationen sowie durch zwei beiliegende Bastelbögen.

Wie sieht ein Pups aus?

Ein weiteres Buch zum Mitmachen ist soeben von Philip Waechter, dem jüngsten Sohn von F. K. Waechter und seiner Ateliergemeinschaft Labor erschienen. Im „Kinder Künstler Kritzelbuch“ liefern neun Künstler Anregungen zum Ausdenken, Weitermalen und Selbermachen. „Wohin schießt du den Elfmeter?“, „Wie sieht eigentlich ein Pups aus?“, „Auf meinem Butterbrot mag ich am liebsten.“ Das Ergebnis ist eine erfreuliche Alternative zu dem sonst trostlosen Format des Malbuchs.

Selbstverständlich scheint hier die Generation der Kinder fortzusetzen, was sie in Büchern wie „Die Kronenklauer“ schätzen gelernt hat – freilich ohne eine Revolte anzuzetteln oder König Schwarte vom Thron zu stürzen.

F. K. Waechter und Bernd Eilert: „Die Kronenklauer“. Diogenes Verlag, Zürich 2008, Hardcover Pappband, 192 Seiten, 18,90 Euro ■ Labor Ateliergemeinschaft (Philip Waechter, Moni Port u. a.): „Kinder Künstler Kritzelbuch“. Verlag Beltz & Gelberg, Weinheim 2009, 176 Seiten, 9,95 Euro. Beide ab 5 JahĽren