piwik no script img

berliner szenenIch übte mich in Demut

Zur überlebenswichtigen Infrastruktur der heutigen Zeit gehört der Handybastlerladen. Meiner ist am Kottbusser Damm und ich gehe gern dorthin. Alles ist in zwei Stunden gemacht. Es ist billig. Und inzwischen habe ich mich auch daran gewöhnt, dass der Bastlerladenchef, wenn ich reinkomme, zwar immer mit irgendwelchen Leuten am Tresen plaudert, aber dennoch ansprechbar ist. Keine Ahnung, wie er das macht.

Nun habe ich seit geraumer Zeit Probleme, mit meinem Smartphone zu telefonieren, weil es passieren kann, dass ich währenddessen das Display mit meinem Ohr bediene – und dann wahlweise den Anruf beende oder die Stummtaste aktiviere. Als Reaktion darauf bin ich dazu übergegangen, das Telefon ein wenig vom Ohr wegzuhalten, weswegen man mich aber kaum noch versteht. Ich finde es generell schwer, ein iPhone so zu halten, dass der Mund an der richtigen Stelle ist. Jetzt ist es fast unmöglich.

Nun dachte ich immer, das läge an meinem Display. Denn auch das hatte ich einst in meinem Bastlerladen wechseln lassen, für 40 Euro – und nicht für 151,10 Euro beim Apple-zertifizierten Fachhändler. Da kann man nicht die gleiche Qualität erwarten, dachte ich und übte mich also in Demut.

Seit Neuestem weiß ich aber: iPhones besitzen einen „Annäherungssensor“, direkt neben dem Lautsprecher oben. Der reagiert auf Licht und wenn das Ohr im Telefoniemodus den Sensor verdunkelt, geht das Display aus. Praktisch. Außer bei mir.

Unklar ist jetzt bloß, ob der Sensor kaputt ist oder ob das Billo-Display den Sensor irgendwie … na ja, verdunkelt ja eher nicht, aber irgendwie an seiner Funktion behindert. Ich werde also noch mal zu meinem Bastlerladen gehen müssen. Bis dahin bitte ich, außer in dringenden Notfällen, von Anrufen abzusehen. Michael Brake

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen