meinungsstark
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Das richtig schwere Werkzeug

„Menschenrechtler zeigen EU an“, taz vom 4. 6. 19

Da wird endlich mal das richtige, schwere Werkzeug ausgepackt, das sich die internationale Gemeinschaft selbst angeschafft hat, um Menschenrechtsverletzungen zu ahnden, und die taz macht keine große Meldung daraus!

Es hat doch viel zu lange gedauert, bis der EU endlich diese Anzeige beim Internationalen Strafgerichtshof ins Haus geflattert kam und damit die Instrumente und Messlatten Anwendung finden, die sonst so gerne EU-seitig für andere angewandt werden (sollen). Mir – und hoffentlich den Vielen, die tagtäglich helfend ganz nah dran sind an diesen Verbrechen an der Menschlichkeit –, macht das Mut. Zuversichtlich drücke ich den AnwältInnen und Beteiligten die Daumen, dass das Bewegung in die Köpfe und Abstimmungsarme der EU-Abgeordneten bringt für eine baldige Abschaffung der Missstände in deren Migrationspolitik. Stefan Mohr-Bender, Heilbronn

Rotkehlchen gucken

„Hat Jonathan Franzen jetzt ’ nen Vogel?“, taz vom 5. 6. 19

Lieber Johannes Franzen, schön, mal wieder was von Jonathan Franzen zu hören. Nachdem mich die „Korrekturen“ über Jahre ausreichend mit Identifikations- und Liebesobjekten versorgt hatten (Robins Töchter, um nur die zu nennen), kühlte sich unsere Beziehung langsam ab: Im Lauf der Zeit hatte sich, auch unter dem Einfluss plausibler Rezensionen, doch Kritik angehäuft, bis zum Widerwillen gegen seinen Besserwisserstil. „Purity“ und „Freedom“ waren mir schließlich wurscht, das „Kraus-Projekt“ blieb ungelesen liegen.

Erst als ich – verspätet – Wind bekam von den Verfilmungsplänen, „Korrekturen“ als Endlos-TV-Serie zu zeigen!, kehrten meine Sympathien wieder zurück: bis HBO – nach einem millionenteuren Pilotfilm – den Geldhahn zudrehte.

Seitdem habe ich mich auf niedrigstem Ausstattungs- und Wissenschaftsniveau Jonathan Franzen von einer anderen Seite angenähert: Vögelkucken: Terrasse, Futterhäuschen, „Was fliegt denn da“. Man kann die lieben, die Rotkehlchen zum Beispiel. Waldo Ellwanger, Oldenburg

Solche Formate braucht es

„Weißabgleich: Ein Forum für das, was wichtig ist“ – über den neuen taz-Podcast, taz vom 6. 6. 19

Als halbamerikanische/halbdeutsche junge Frau beschäftige ich mich vor allem in den letzten Jahren vermehrt mit diesen Themen. Als schwarzer Mensch in einer weißen Mehrheitsgesellschaft zu leben, ist nicht immer einfach, und oft habe ich das nicht richtig ausdrücken können oder selbst gar nicht wirklich verstanden und festmachen können. Auch halbdeutsch zu sein fühlt sich manchmal komisch an, denn so richtig „weiß“ kann ich mich einfach nicht fühlen.

Die Frage nach dem „Wie weiß sind wir eigentlich?“ und die Erfahrungen der Redakteurinnen waren demnach so einleuchtend und ich fühl mich einfach grad total verstanden und auch repräsentiert. Genau solche Formate braucht es und ich bin schon ganz gespannt auf die nächsten Folgen!

Teresia Harris, Wiesbaden

Gelebte Erinnerungskultur

„Unter aller Sau“, taz vom 4. 6. 19

Beschämungen und Beleidigungen sind zweifelsfrei eine erhebliche Verletzung der Würde. Das Schmährelief an der Wittenberger Stadtkirche sollte einen anderen Ort bekommen und zukünftig nur für Geschichtsvermittlung und „gelebte Erinnerungskultur“ eingesetzt werden.

Die fortgesetzte Diskussion, wie mit der Skulptur umzugehen ist, wirft eine weitere Frage auf: Wie ist der Zustand der Kirche, die zulässt, dass ein sakrales Bauwerk auf diese Weise entweiht wird? Welche Glaubensbotschaft geht von ihr aus? Das entfernte Schmährelief sollte durch ein Kunstwerk an gleicher Stelle ersetzt werden, welches den jahrhundertealten Antijudaismus thematisiert und ihn in eine Friedens- und Versöhnungsperspektive umwandelt. Lüder Stipulkowski, Dörverden