: Zwei Monate Irrfahrt
20 Meter langes Schiff mit 95 Menschen aus Westafrika vor Teneriffa aufgegriffen. Es war zwei Monate unterwegs
MADRID epd/dpa ■ Die spanische Küstenwache hat gestern vor Teneriffa ein Flüchtlingsschiff mit 95 Menschen an Bord aus Seenot gerettet. Das 20 Meter lange Holzschiff trieb nach wochenlanger Odyssee 40 Kilometer südlich der Kanaren-Insel, wo es von einem Schulschiff der US-Marine gesichtet wurde, wie der spanische Rundfunk berichtete. Die afrikanischen Flüchtlinge, darunter eine Frau und ein 18 Monate altes Kind, seien in schlechter Verfassung.
Die Afrikaner waren nach eigenen Angaben zwei Monate auf See und stammen von den Kapverdischen Inseln, aus der Elfenbeinküste und Mali. Ihr Kutter hatte keinen Treibstoff, keine Lebensmittel und kein Trinkwasser mehr an Bord. Die Strömung trieb das Schiff weiter auf die offene See.
Schlechtes Wetter und der katastrophale Zustand des Schiffes machten die Bergung schwierig. Das Schiff wurde sehr langsam in den Hafen Los Cristianos auf Teneriffa gebracht. Dort werden die Boatpeople nun vom Roten Kreuz betreut. Rund 30 wurden wegen starker Unterernährung und Wassermangels in Krankenhäuser eingeliefert. In Lebensgefahr sei aber niemand, hieß es. Zwei Menschen seien während der Seereise gestorben, so der Rundfunk. Die Polizei gehe davon aus, dass die Toten über Bord geworfen wurden, da sie keine Leichen an Bord entdeckte.
Die spanische Polizei habe zwei Personen aus den Kapverden als Besatzungsmitglieder wegen Schleusertätigkeit festgenommen. Die anderen müssen mit einem Ausweisungsbescheid rechnen. Sie können jedoch in Spanien bleiben, da Spanien mit den betroffenen Staaten keine Rücknahmeabkommen geschlossen hat.
Auf Gran Canaria wurde ein weiteres Schiff mit 37 Migranten in den Hafen von Arguineguín geschleppt. Die Kanaren sind ein zunehmend beliebtes Zielland für illegale Migranten aus Afrika Richtung Europa, seit Spaniens und Italiens Südküsten besser überwacht werden und auch das wichtige Transitland Libyen in Kooperation mit der EU durchreisende Migranten zurückweist.