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Archiv-Artikel

Einfach ein gutes Team

Turbine Potsdam braucht ein Gesicht für die Öffentlichkeit

VON JOHANNES KOPP

Für viele war es unvorstellbar, wie die beiden je miteinander auskommen sollten: Der 67-jährige Potsdamer Patriarch Bernd Schröder, der Turbine Potsdam seit 1971 eisern als Kollektiv führt und eine herzliche Abneigung gegen jeglichen Starkult pflegt – und Fatmire Bajramaj, die von Deutschlands Frauenfußballfans geliebte, selbstbewusste 21-jährige Spielmacherin kosovo-albanischer Herkunft, die trotz ihrer Jugend gerade ihre Biografie „Mein Tor ins Leben“ vorstellte.

Aber entgegen allem Argwohn passt alles wunderbar zusammen. Bajramaj schoss in ihren ersten vier Spielen für Turbine vier Tore. Und auch am Samstag beim Spitzenduell mit ihrem Exverein, das 2:2 endete, bewies sie, wie wichtig sie für Turbine geworden ist. Im Vergleich zu ihren Europameisterschaftsauftritten mit der Nationalelf spielt Bajramaj wie befreit auf. Und Schröder entpuppt sich als Bajramaj-Versteher. Die Bundestrainerin, so der Potsdamer Coach, dürfe sie nicht auf den Außenpositionen einsetzen. Bajramaj müsse wie bei Turbine die Spielmacherrolle übernehmen.

Wie all das möglich ist? Schröder und Bajramaj entsprechen eben nicht den Klischees, die von ihnen bestehen. Der Coach hat akzeptiert, dass Frauenfußball ein Geschäft ist, und dem unscheinbaren Team ein Gesicht in der Öffentlichkeit gegeben. Deshalb war er auch selbst für die Verpflichtung von Bajmaraj. Diese wiederum ist mehr auf den gemeinsamen sportlichen Erfolg fixiert, als viele ihr das zugetraut haben.