DIE GESELLSCHAFTSKRITIK : Der Generationenvertrag
WAS SAGT UNS DAS? Der frühere Bundespräsident Christian Wulff taucht ab und seine Frau steht trotz aller Negativschlagzeilen ganz gut da
Während Christian Wulff die Öffentlichkeit meidet, holt seine Frau Bettina Wulff zum Gegenschlag aus. Sie hat gegen den Stern und Günther Jauch geklagt – nun ist Google dran. Ihre Buchveröffentlichung will sie vorziehen. Bettina Wulff gibt sich kämpferisch und weiß sich inmitten aller Negativschlagzeilen als unbedingt abwehrbereit zu präsentieren.Wo will sie hin?
Sie wäre nicht die erste Gattin, die nach dem Karriereende ihres Mannes selbst nach vorne drängt. Eine kleine Chronologie zum Phänomen, das als „Hillary-Effekt“ bekannt wurde: Nach der zweiten Amtszeit ihres Gatten wurde Hillary Clinton 2001 Senatorin von New York. 2008 kandidierte sie bei den Vorwahlen zur Präsidentschaftswahl, seit 2009 ist sie Außenministerin der Vereinigten Staaten. In Deutschland wird der „Hillary-Effekt“ vor allem mit zwei Namen in Verbindung gebracht. Doris Schröder-Köpf und Michelle Müntefering. Schröder-Köpf kandidiert 2013 für den Niedersächsischen Landtag, Müntefering bewirbt sich um ein Bundestagsmandat. Beiden wurde vorgeworfen, den Bekanntheitsbonus ihrer Gatten auszunutzen. Durchsetzen konnten sie sich trotzdem.
In der Wirtschaft macht das gerade auch Julia Jäkel vor. Sie ist die Ehefrau des Exmoderators Ulrich Wickert und neue Vorstandsvorsitzende von Gruner + Jahr Deutschland. Und was sagt es uns nun, dass Gattinnen von Politikern und Fernsehleuten erst dann Karriere machen, wenn ihre Männer schon fast wieder – freiwillig oder unfreiwillig – im Ruhestand sind? First-Lady-Bonus? Arbeitskraftverlagerung? Schichtwechsel im Familienbetrieb? Zunächst einmal Folgendes: Bei einem Altersvorsprung der Männer von 20 Jahren (Gerhard Schröder), 30 Jahren (Ulrich Wickert) oder 40 Jahren (Franz Müntefering) zu ihren Ehefrauen wäre es in umgekehrter Reihenfolge wohl kaum möglich gewesen. JULIA MATEUS