: Das Istaf trotzt der Krise
LEICHTATHLETIK Das Internationale Stadionfest bleibt offenbar doch weiter im Olympiastadion
Es war eine durchaus überraschende Nachricht, die dieser Tage die Runde machte. Und das schien sich auch in den Formulierungen der Nachrichtentexter niederzuschlagen. Das Internationale Stadionfest (Istaf) „soll“ oder „wird wohl“ oder „wird offenbar“ nächstes Jahr im August wieder im Berliner Olympiastadion stattfinden.
Noch im Juni, als die einzige deutsche Leichtathletiksportveranstaltung von internationalem Format gerade lief, dachten nicht wenige, dass die 88-jährige Istaf-Geschichte zu Ende sein könnte. Denn die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten wollten sich damals vor der Weltmeisterschaft nicht darauf festlegen, weiterhin von dem Event zu berichten. Der Absprung von Sponsoren drohte. Infolge dessen hielten es die Istaf-Organisatoren für zu riskant, mit ihrer Veranstaltung weiterhin in der höchstklassigsten Wettbewerbsserie des Internationalen Leichtathletikverbandes zu verbleiben, die künftig unter dem Namen „Diamant League“ firmiert. Das Istaf, so viel schien im Juni klar, würde allenfalls noch in arg abgespeckter Form im Jahnsportpark in Prenzlauer Berg stattfinden. Das verdüsterte die damals sowieso schon miese Stimmung unter den Leichtathletik-Freunden kurz vor Beginn der Weltmeisterschaft in Berlin.
Dass nun die Rückkehr des Istaf ins Olympiastadion noch nicht als Fakt vermeldet wurde, liegt daran, dass die öffentlich rechtlichen TV-Sender bislang nur mündlich zusagten, die nächsten drei Jahre über das Sportereignis zu berichten. „Die fehlende Unterschrift ist nur eine Formalie“, versichert Istaf-Chef Gerhard Janetzky. „Der Unterzeichnungsberechtigte befindet sich noch im Krankenhaus.“
Die Organisatoren des Istaf hatten den Internationalen Leichathletikverband erst davon überzeugt, die Weltmeisterschaft nach Berlin zu vergeben. Profitiert jetzt das Istaf von der WM? Janetzky, der einst von den WM-Organisatoren aus dem Aufsichtsrat entlassen wurde, glaubt nicht daran. Er verweist auf eine Studie, derzufolge nach der Leichtathletik-WM im Unterschied zur Fußball- und Handball-WM keine nachhaltigen positiven Auswirkungen zu beobachten wären. Der Istaf-Chef, der Ende September zum Präsidenten des Berliner Leichtathletikverbandes gewählt wurde, ist gerade zu Ohren gekommen, dass in einem Bezirk geplant sei, ein für die WM hergerichtetes Stadion wieder zurückzubauen.
Die Verhältnisse sind schwierig. Den Hauptsponsor des Istaf hat Janetzky offenbar schon abgeschrieben. Er kündigte an, dass man nächstes Jahr den Oberring im Olympiastadion wegen des mutmaßlichen Zuschauerschwunds schließen müsse. Mit über 800 gecharterten Bussen hatte bislang die Deutsche Kreditbank, ein Tochterunternehmen der Bayerischen Landesbank, das Publikum herangekarrt. „Wegen der Finanz- und Bankenkrise“, sagt Janetzky, „kann ich als Geschäftsmann nicht mehr mit der Fortsetzung des Engagements rechnen.“ Trotz noch laufender Gespräche.
Dennoch scheint Janetzky viel versprechenden Ersatz in der Hinterhand zu haben. Denn er kündigt an, dass das Istaf mit einem Etat von etwa 2,5 Millionen Euro in derselben finanziellen Größenordnung wie bisher organisiert werde. Auch wenn das Istaf künftig als Bestandteil der Challenge-League-Serie eine Klasse tiefer gesunken ist, befürchtet Janetzky keinen sportlichen Wertverlust. „Mit demselben Etat können wir weiterhin erstklassige Sportler verpflichten.“ Er selbst will ab sofort wegen seines neuen Funktionärsamtes in Berlin das Istaf nur noch ehrenamtlich unterstützen. JOHANNES KOPP