das wetter:
Der Atheist
In dritter Generation war Mavilo Kordes jetzt Atheist. Aber der sonst so angenehme Beruf hatte auch seine Tücken. Manchmal traf Mavilo, wenn er nachts seine Runden drehte und kontrollierte, ob in seinem Viertel auch ordnungsgemäß vom Glauben abgefallen wurde, auf marodierende Haufen wie die „Dreißig Pfarrer und das Flintenweib“. Dann drängten ihn die Berufsbeter in dunkle Ecken und übergossen ihn mit Weihwasser und anderen unappetitlichen Substanzen, gegen die er zum Glück gefeit war. Einmal aber überfiel ihn das Flintenweib und litaneite ihn in Grund und Boden. Nur durch das beherzte Eingreifen eines Altungläubigen, der zufällig des Weges kam und drohend seinen Skeptikerstab erhob, konnte Mavilo den Fängen der Glaubensbande entrissen werden. Dem Weltgeist sei Dank war Mavilo Kordes bis heute nichts Himmlischeres passiert.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen