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Archiv-Artikel

Peter Ripken, Bauernopfer?

Peter Ripken war seit 2007 Organisator des Internationalen Zentrums auf der Frankfurter Buchmesse. In Zusammenarbeit mit dem Auswärtigen Amt organisierte er für die Buchmesse Diskussionen. Gestern wurde er von der Messeleitung entlassen. Grund: „Abstimmungsschwierigkeiten mit dem Gastland“. Für eine Stellungnahme war Ripken zunächst nicht zu erreichen.

Die Fakten: Wochen vor der Buchmesse erhielt die chinesische Regimekritikerin Dai Qing eine schriftliche Zusage von Ripken, sie könne auf der Abschlussveranstaltung am Wochenende in Frankfurt eine Rede halten. Kurz vor der Veranstaltung teilte ihr Ripken mit, ein Beitrag von ihr sei nicht vorgesehen. Als Begründung für die Absage habe Ripken auf das Auswärtige Amt als Koveranstalter verwiesen. Der Frankfurter Rundschau erklärte er jedoch, mit dem Thema der Abschlussveranstaltung – „Internationale Kulturpolitik“ – habe Dai Qing „nichts zu tun“ und komme deshalb als Rednerin nicht infrage. Der Widerspruch in den Erklärungen von Dai Qing und Ripken ist vorerst nicht zu klären. Auch Bei Ling, ein weiterer Regimekritiker, erhielt eine Absage und ist seither dabei, Journalisten für seine Version der unklaren Vorgänge zu mobilisieren.

Die Buchmessenleitung reagierte diesmal rasch. Einer weiteren medialen Kritik wie bei der Ein- und Ausladung von Dissidenten zu einem China-Symposium im September scheint man nun mit der Entlassung zuvorkommen zu wollen. Ripken war auch an der Organisation des Symposiums im September beteiligt. Die Prügel musste damals aber Jürgen Boos, der Chef der Buchmesse, einstecken. Ein Schelm, wer jetzt an eine Retourkutsche denkt?

Ripken wurde 1942 in Polen geboren, studierte Soziologie und Literaturwissenschaft. Er engagierte sich in der Entwicklungsarbeit und gehört zu den Begründern der deutschen Anti-Apartheid-Bewegung. Er arbeitete für die Deutsche Welle in Köln in der Afrika-Berichterstattung. Von 1987 bis 2007 war er Direktor der „Gesellschaft zur Förderung der Literatur Afrikas, Asiens und Lateinamerikas“ und Vorsitzender des „International Cities of Refuge Network“ (“Städte der Zuflucht“). RUDOLF WALTHER