: „Es kann wirklich jeder was tun“
PREISTRÄGERIN Die Jury ehrte Antje Krajci, weil sie spontan ein afghanisches Mädchen pflegte: Sara. Sie war in ihrer Heimat schwer verletzt worden
taz: Frau Krajci, auf der Bühne sagten Sie, Ihnen zitterten Stimme und Beine. Geht’s jetzt?
Antje Krajci: Ja, danke, ich habe zwei Gläser Sekt getrunken. Sie haben auf der Kirmes von Sara erfahren, einem schwer verletzten afghanischen Mädchen – und es bei sich zu Hause aufgenommen. Ist Ihnen spontanes Engagement lieber als organisiertes?
In gewisser Weise schon. Mir gefällt es, spontan zu helfen, wie ich eben kann. Ich denke auch, dass ich deswegen diesen Preis gewonnen habe. Es kann wirklich jeder was tun – auch ohne organisiert zu sein. In Deutschland geht es sehr vielen Menschen sehr gut, und davon kann man doch ein bisschen was abgeben.
In dem Film, der Sie vorgestellt hat, war Ihr modernes, großes Haus zu sehen. Viele dachten im Saal wohl: Wow, die sind wohlhabend. Wie hat denn Sara auf den Luxus reagiert?
Sie hatte größere Sorgen. Es gab Situationen im Krankenhaus, wo sie so geweint hat aus Angst vor den OPs, dass ich dachte: Jeder Luxus, der um sie ist, Markenklamotten, Plüschtiere, kann ihr jetzt überhaupt nicht helfen. Wichtig ist, dass sie jemand tröstet. Das geht auch ohne Geld.
Sie haben selbst zwei Mädchen. Wie war das Zusammenleben mit den dreien?Es gab schon auch Eifersüchteleien, weil ich viel Energie in die Pflege von Sara gesteckt habe. Aber meine Töchter haben das irgendwann verstanden, sie und mein Mann waren eine wirklich große Stütze.
Wofür werden Sie das Preisgeld ausgeben?Zum großen Teil werde ich es dem Verein Amyal überlassen, der sich um afghanische Kinder kümmert. Er soll für eine gute schulische Ausbildung von Sara in Afghanistan sorgen.
INTERVIEW: EMS