: Unis konterkarieren Autonomie
Betr.: „Freiheit macht zu viel Arbeit“, taz Bremen vom 19. August 2005
Die Uni Bremen befindet sich in guter Gesellschaft, denn die meisten Universitäten oder Fachhochschulen verzichten aufgrund der – so wird behauptet – nicht zu bewältigenden Massen auf ein persönliches Auswahlverfahren. Die Kosten entstehen aber so oder so, wenn nicht durch das Auswahlverfahren, dann durch Studienabbrecher. Zudem konterkarieren diese Universitäten ihre ursprüngliche Forderung nach Autonomie und schaden damit allen anderen.
Ein viel größeres Problem als das Auswahlverfahren stellen Studierende dar, die kaum über ein persönliches Profil verfügen, über Leidenschaft für ihr Fach. Das führt dazu, dass außer Fachzeitschriften nichts gelesen wird (leider auch keine taz). Aus eben diesen Gründen gibt es an der Zeppelin University ein aufwändiges Auswahlverfahren. Ein wesentlicher Bestandteil dabei ist die Bearbeitung eines realen Problems. Die ZU bittet ihre Bewerber, einfach „nur“ persönlich zu kommen, was vielen (jungen) Menschen sehr schwer fällt.
Wir brauchen diese Individualisierung in der Beschäftigung mit den Studierenden von Beginn an. Schließlich wollen wir sie nicht auf halbem Weg verlieren, sondern sie zu Pionieren ausbilden, die nicht darauf angewiesen sind, ein unbedeutender Teil einer bereits (mäßig) gestalteten Gesellschaft zu sein.
Hannelore Ohle-Nieschmidt, ZU Friedrichshafen