piwik no script img

Sülze und Sülzeimer

Schnulzen in Aspik im Wandel der Würgzeit

Aspikfoto: dpa

Als Kinder stellten wir immer, wenn ein besonders schmalziger Schlagersänger (Adamo) in der „Hitparade“ auftrat, einen „Sülzeimer“ vor dem Fernseher auf. Dafür rannte eines der Geschwister in die Putzkammer und holte tatsächlich einen Eimer. Steigerte sich der Fernsehschleim ins Unerträgliche (Roy Black), wurde aus dem Schnulzenauffanggefäß ein „Kotzkübelchen“, vor dem man niederkniete, um andeutungsweise den Finger in den Hals zu halten und röhrende Würggeräusche aus dem Inneren hallen zu lassen. Mit der Kindheit verschwand der Sülzeimer wie die ihr namensgebende Speise Sülze, die aus Fleisch in Gelee oder Aspik bestand … bis gestern: „Comeback in Aspik – Sülze wird wieder mehr nachgefragt“, meldete dpa am Montag. Im Zuge des Trends, von Tieren wieder alles zu verwerten, habe man die althergebrachte Köstlichkeit der Lebensmittelkunst reaktiviert, heißt es. Zudem seien Sülzprodukte fett- und kalorienarm und deshalb neuerdings sehr beliebt. Ob das Sülze-Comeback auch die Schnulzendichte erhöht und ob vor allem der nostalgische Sülzeimer zurückkehrt, ist allerdings noch offen. Wir würden uns geradezu aspikisch freuen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen