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Archiv-Artikel

Scharfer Hund und Frauentyp

Allen Mut nahm der 13-jährige Kristian zusammen und stellte Mogens Glistrup bei einer Wahlveranstaltung eine Frage. Der Vorsitzende der dänischen Rechtspopulisten beantwortete die Frage mit der gleichen Ernsthaftigkeit, als ob ein Erwachsener sie ihm gestellt hätte. Das hat den jungen Kristian Thulesen Dahl damals sehr beeindruckt. Nicht nur trat er wenig später Glistrups Fortschrittspartei bei. Er erzählt diese Geschichte auch regelmäßig, wenn er nach dem Beginn seines politischen Engagements gefragt wird.

Am Wochenende wurde der 43-Jährige selbst zum Vorsitzenden der Dänischen Volkspartei gewählt. Die hatte sich 1995 von der Forschrittspartei abgespalten. Thulesen Dahl, damals Jugendverbandsvorsitzender, gehörte mit der bisherigen Vorsitzenden Pia Kjærsgaard zu deren Mitbegründern. Der jahrelange Kronprinz war ein loyaler Vertrauter der Vorsitzenden. In Umfragen wurde er als „sympathisch“ und als „Frauentyp“ beschrieben, der über die Parteigrenzen hinweg respektiert wird und als großes politisches Talent gilt. Ihm wird zugetraut, was Kjærsgaard nie schaffte: Dänemarks zweitgrößte Partei auf dem rechten Flügel „stubenrein“ genug für eine Regierungsbeteiligung zu machen.

Der gelernte Jurist, seit 1994 Folketing-Abgeordneter und seit 2001 Vorsitzender des Haushaltsausschusses, begründet seine stramme Ausländerpolitik gerne mit ökonomischen Argumenten. Offen rassistische Ausfälle wie von seiner Vorgängerin sind von ihm nicht überliefert. Seit 1998 Fraktionsvorsitzender gilt er als „scharfer Hund“, der es geschafft hat, die Fraktion in all den Jahren auf Linie zu halten und auf politische Richtungsänderungen zu trimmen.

Verheiratet mit der Hebamme Berit und Vater von drei Kindern, sagt er von sich selbst, wenig Freunde zu haben. Dazu habe er neben seiner Familie und der Politik keine Zeit. Der Fan des FC Liverpool ist nach Aussage von Bekannten ein „Nationalromantiker“. Er sehne sich zurück in die Zeit, die er mit seinen Großeltern verbracht habe: schwarz-weiße TV-Familienserien, die er Dutzende Male hintereinander anschauen könne, und ein Dänemark, das noch „dänisch“ gewesen sei. REINHARD WOLFF