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Beate Schederschaut sich in Berlins Galerien um

Was einem wohl blühte, würde man die beiden metallenen Pforten durchschreiten, die Zuzanna Czebatul im Ausstellungsraum der IG Metall aufgestellt hat? Nimmt man den Ausstellungstitel „Whacko In & Loco Out“ wörtlich, dann offenbar das: Man geht verrückt hinein und kommt irre wieder raus. Innen und Außen – das beschäftigt Czebatul auch sonst. Mit Backsteinen aus Epoxid­harz deutet sie Mauern an, den riesigen silbrigen Fuß hat sie vom Siegfried des Bismarck-Monuments im Tiergarten abgeformt. In der Ausstellung ruht dessen Ferse auf einer Metallstütze, die fast wie ein Stilettoabsatz aussieht. Das Spiel mit Klischees maskuliner Härte wirkt im Gewerkschaftsbau gleich doppelt gut (bis 22. 3., Mo.–Do. 9–18, Fr. 9–14.30 Uhr, Alte Jakobstr. 149).

Tobias Kaspar wiederum deutet solche in einem Interviewauszug an, den er bei Lars Friedrich an die Wand gedruckt hat. Es ist Kaspars erste Ausstellung in der Galerie, zuvor war er im Programm der inzwischen leider geschlossenen Galerie Silberkuppe. „Why Love Hurts“ fragt er nun also in der Kantstraße – und zitiert damit ein Essay der Soziologin Eva Illouz. Und noch viel mehr: In den Zeilen an der Wand spricht der Modedesigner und Regisseur Tom Ford über seinen Film „Nocturnal Animals“, das Sperrholzauto davor war Bühnenrequisit einer „Bonnie and Clyde“-Inszenierung, Kaspars Alphabet stammt aus einer Spezialkollektion des Modehauses Miu Miu; die Schwarz-Weiß-Fotos sind abfotografierte Aufnahmen aus einem Modemagazin. Wie ein verbindendes Element wirkt in diesem Geflecht an Objekten und Verweisen Kaspars eigenes Namenslogo, auf Oberflächen und Verführung, auf die affektbehafteten Versprechen des Konsums scheint alles zu zielen (bis 30. 3., Do.–Sa. 13–18 Uhr, Kantstr. 154a).

Warum die Liebe schmerzt – Julie Legouez grübelt darüber immer und wieder. Triebfeder der Künstlerin ist ihr eigener Herzschmerz. „I can’t live without you!“ „Then die.“, der Titel ihrer Schau in der Galerie Irrgang, stammt zwar aus einer Meme gewordenen Konversation aus dem Internet, man würde ihr die Sätze aber durchaus selbst zutrauen. Ganz ähnlich finden sie sich in der jüngsten Arbeit der Ausstellung wieder. Bei „19.2.2019“ handelt es sich um einen mit Schreibmaschine getippten Brief, den die Künstlerin nach einer körperlichen Auseinandersetzung mit ihrem (Ex-)Freund verfasste. Auch die übrigen Arbeiten sind autobiografisch zu verstehen. Wer Anteil nehmen möchte, muss sich beeilen. Nur noch bis Sonnabend schüttet Legouez in der Galerie ihr Herz aus (bis 9. 3., Di.–Fr. 11–18, Sa. 14–18 Uhr, Friedrichstr. 232).

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