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Archiv-Artikel

kurzkritik Vocal Sampling: Flöte, gesungen

Ja, was ist denn da los? Das Publikum jubelt beglückt, schwenkt die Arme, macht „brummbrumm“ und jeden Unsinn mit, den ein Animateur vorschlägt. Abendunterhaltung wie in einem der 5-Sterne-Hotels im kubanischen Varadero. Da darf Musik nicht fehlen. „Guantanamera“ erklingt, man meint eine Rumba-Kapelle, Son-Kombo, Latinjazz-Bigband und ein Salsa-Orchester zu hören. Obwohl nur ein Gesangssextett aus Havanna auf der Bühne im Schlachthof steht: Vocal Sampling. Vergnügt spielt die A-capella-Boygroup etwas, das man Geräuschesingen oder vokales Adaptieren nennen könnte. Mit dem Mund wird ein ganzes Perkussionsset zum Klingen gebracht, auch der Kontrabass und die Bläsersätze. Für Richard Strauss’ „Also sprach Zarathustra“ ahmen die perfekt harmonierenden Stimmen ein Sinfonieorchester nach. Vocal Sampling imitieren Scratch-Effekte, den Harry Belafonte, die Internationale, einen anfahrenden Zug, den Wind, die Flöte. Und eine Bluesgitarre. Man staunt. Man denkt: Was soll das? Und langweilt sich. Denn ein Trompetensolo mit der Stimme zu spielen, das ist so sinnvoll, wie den Milchkaffee mit dem Ohrläppchen umzurühren. Und künstlerisch so wertvoll, wie ein Streichquartett Mozarts von vier Dudelsackspielern aufführen zu lassen. Jens Fischer