: Das Kölner Dreigestirn mit den Doppelnamen
Hurra, Helau, Alaaf, lasst die Puppen tanzen! Es is endlisch mal wat loss im Kölschen Karneval!
Es ist die fünfte Jahreszeit, die sich in keinem offiziellen Kalender findet, und der Höhepunkt der Session rückt heran! Gemeint ist dieses heitere Gesinnungstreffen kleinbürgerlicher Provenienz, das sich in doofer Kostümierung, übler Musik und echter Verzweiflungskomik darstellt, Sie wissen schon! Karneval! Wie schön aber, wenn dieses urdeutsch spießige Unternehmen aberlustige Blüten, tja: treibt, dass selbst wir von der hochseriösen Wahrheit ein schelmisches Auge auf dieses närrische Treiben werfen. So begab es sich Sonntagabend, dass der alternativlose alternative Karneval in Köln von den Altvorderen des Establishments offiziell anerkannt worden ist – oder wie es die kölsche Fachpostille, der Express ausdrückt: „Als die ausverkaufte Stunksitzung im E-Werk begann, trauten die Zuschauer zwei Stunden später ihren Augen nicht.“ Denn auf der „Stunksitzung“, die vor Urzeiten angetreten war, wenigstens ein bisschen was anders zu machen als der gängige Filz-und-Klüngel-Zirkus der Karnevalsvereine, trat ausgerechnet was auf? Richtig: das Dreigestirn. Also Prinz Marc, Bauer Markus und Jungfrau Catharina. Wobei letztere höchstvermutlich keine Jungfrau mehr ist, sondern analog zum Black Facing eine Art Woman Facing betreibt. Ja, sagen wir es frei heraus: Es ist ein Mann in Frauenkleidern! Als ob es in ganz Köln keine echten Frauen gäbe, die eine Jungfrau … Aber ach, die Welt ist kompliziert geworden. Das zeigte sich auch am Freitag im Gürzenich, dem Mekka des Kölschen Karnevals, einem Saal, der besonders gern für TV-Aufzeichnungen von Karnevalssitzungen genutzt wird. Da hat eine empörte Zuschauerin den Auftritt des bekannten TV-Komikers Bernd Stelter unterbrochen, weil der sich über Doppelnamen lustig machte. Sie wissen schon, Kramp-Karrenbauer und so! Frauen, die Männernamen tragen und das irgendwie zu kaschieren suchen! Stelter reagierte auf den Einbruch des Realen so: „Das Ganze nennt man Narrenfreiheit.“ In diesem Sinne: Kölle Alaaf!
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