NEU IM KINO
: Diese Woche frisch

„Liebe“

Georges, ein Mann um die 80, sitzt am Küchentisch, isst Steak mit grünen Bohnen und erzählt seiner Frau Anne eine Geschichte. Als Kind ging er ins Kino und sah einen Film, der von der unglücklichen Liebe eines adligen Mannes zu einer bürgerlichen Frau handelte. Auf dem Heimweg begegnete er einem älteren Jungen, den er bewunderte und dessen Anerkennung er um keinen Preis verspielen wollte. Der Ältere verlangte von Georges eine Nacherzählung des Films. Während Georges redete, geriet er erneut in den Bann des Unglücks, in das sich die Filmfiguren verstrickt hatten. Vor dem Älteren wollte er sich nicht die Blöße geben, zu weinen, aber die Rührung übermannte ihn, so heftig wirkte der Film in ihm nach.

Wenn „Liebe“, der neue Film von Michael Haneke, in dessen Mittelpunkt Georges und Anne stehen, diese kleine Geschichte birgt, so ist dies wie eine indirekte Ansprache ans Publikum: Schaut her, so mächtig ist das Kino. Das überrascht, weil der österreichische Filmemacher dafür bekannt ist, unbarmherzig auf seine Figuren zu schauen. Obwohl der Tod seine Schatten vorauswirft, walten in diesem Kammerspiel Güte, Milde und die titelgebende Liebe. In 11 Kinos