meinungsstark:
Geheuchelte Sorge um Frauenseelen
„Spahn plant Studie zu Abtreibungen“, taz vom 1. 2. 19
100 Jahre Wahlrecht für Frauen scheinen an Gesundheitsminister Spahn komplett vorbeigegangen zu sein. Wie sonst lässt es sich erklären, dass er plant, die „seelischen Folgen“ bei Frauen untersuchen zu lassen, die sich für eine Abtreibung entschieden haben? Was für eine Heuchelei. Frauen als eigenverantwortlich handelnd anzusehen, kommt bei dem famosen Minister gar nicht vor. Da muss der Staat bevormunden – assistiert von den bizarren Abtreibungsgegnern. Wenn er sich um die Seelen von Frauen sorgt, gibt es ein ganz anderes Feld, das Sorgen bereiten muss: nämlich der deutsche Sonderweg in der Prostitution. Mittlerweile gilt in allen wichtigen europäischen Ländern das Sexkauf-Verbot nach schwedischem Vorbild. Nur nicht im „Bordell-Eldorado Deutschland“. Die schweren seelischen Schäden für die Frauen, die hier anzutreffen sind, sind hinreichend bekannt. Das zu beenden, ist eine Aufgabe, würdig, von einem Gesundheitsminister umgesetzt zu werden. Nur dann muss er sich aber auch mit den Bordellbetreibern anlegen. Auf Frauen in großer Notlage einzuprügeln, ist da natürlich einfacher.
Uwe Barkow, Frankfurt a. M.
Ausweitung des Pornografiebegriffs
betr.: Viele, viele Bindestrich-Pornografien, taz und andere
Es gibt viele, viele „Bindestrichpornografien“ in der taz. Und in anderen Medien. Das fiel mir schon vor Jahren auf und deshalb war es das Thema meiner Doktorarbeit – die Ausweitung des Pornografiebegriffs auf Nicht-Sexuelles. Ich habe gesammelt und gerade jetzt wieder in der taz ein paar zusammengetragen: den Strukturwandel-Porno, den Ruinen-Porno, und nun im Artikel über die Aufräumexpertin Marie Kondo den Aufräum-Porno. Letzterer als Zitat, also in Anführungszeichen. Und ihr schreibt sie meist ohne Bindestrich. Macht aber nix – mich erfreuen sie jedes Mal.
Nina Schumacher, Marburg
Blöder als Trockenhaubenzeitschrift
„Die Hummeln von heute“, taz vom 1. 2. 19
Wie furchtbar doof – sexistischer, peinlicher Altherrenhumor! Ich möchte überhaupt keine Zeitung in meinem Zuhause haben, in der es, egal wie ironisch, um den Hintern von Frauen geht. Keiner sollte öffentlich darüber nachdenken, welcher Hintern zu ausladend ist! Keiner braucht sich Max Hummels im Hintern von egal wem vorzustellen! Das ist doch alles blöder als jede „Trockenhaubenzeitschrift“!
Die Frau wird ins Lächerliche gezogen und auf ihr Äußeres reduziert (als Sexobjekt). Ute Nothers, Moers
Containern ist kein Verbrechen
„Strafsache Lebensmittelrettung“, taz vom 1. 2. 19
Es muss erlaubt sein, sich weggeworfene Nahrungsmittel nehmen zu dürfen. In anderen Ländern längst der Usus, nur bei uns werden „containernde“ Menschen wie Verbrecher behandelt. Edeka zeigt diese an und ist nicht mal zu Gesprächen bereit. Diejenigen, die noch genießbare Esswaren wegwerfen, gehören angezeigt. Moralisch unterirdisch, dass diese Nahrungsmittel im Müll landen und nicht wenigstens der Tafel gespendet werden. Claudia Rieg-Appleson, München
Häuser aus unserem Müll – in Afrika?
„Ein Haus aus Wüstensand und alten PET-Flaschen“,
taz vom 4. 2. 19
prima idee, den afrikanern beizubringen, wie sie mit ihrem eigenen wüstensand und unserem plastemüll häuser bauen können. günstig natürlich. gähn. vielleicht können wir denen da unten auch noch unseren radioaktiven sondermüll andrehen! der hält noch länger als 300 jahre! und dünstet – laut unternehmen – gar nicht! wir würden natürlich, in anbetracht der finanziellen möglichkeiten unserer einstigen kolonie namibia, auch einen sonderpreis ermöglichen. wir sind halt die guten. herrlich. Boris Krumm, Hopfgarten
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