: Vom Schaum der Quanten
Ein besonderes Projekt der Shakespeare-Company startet kommende Woche im Licht- und Luft-Bad: „Circus Quantenschaum“, ein ätherischer Zirkus mit tiefsinnigen philosophischen Fragen aus Kindermund und Illusionen zwischen Trapez und Leinwand
Bremen taz ■ Quantenschaum, das ist etwas, was es nicht gibt. In den nächsten Wochen aber ist es in Bremen Programm: im Zirkuszelt im „Licht- und Luft-Bad“ auf dem Stadtwerder. Am Montagabend führte die zusammengewürfelte Truppe von Artisten unter der Leitung von Michael Vogel, organisiert von der Shakespeare-Company, in einer öffentlichen Probe vor, was die BesucherInnen ab dem 2. September erwartet: Circus-Theater vom Feinsten. Keine atemberaubend gewagten Showeffekte, keine Tiger in brennenden Reifen, sondern kleine Effekte, die uns das Staunen lehren, manchmal auch über uns selbst.
In dem Zirkuszelt selbst sitzen die Zuschauer auf beiden Seiten der Bühne – merken das aber erst ganz zum Schluss. Hinter weißen Vorhängen jonglieren, verbiegen und verrenken sich die AkrobatInnen, immer wieder laufen Masken über die Bühne, werfen mit quäkender Kinderstimme Fragen und Thesen in den Raum. Thesen wie diese: „Alles, was geglaubt werden kann, ist ein Bild der Wahrheit.“
Es gibt ein ausgiebiges pädagogisches und wissenschaftliches Begleitprogramm. „Warum wir unseren Augen nicht trauen können?“ ist etwa das Thema eines Vortrages, den der Bremer Informatiker Heinz Otto Peitgen am 7. September halten wird – im Zirkuszelt. In der Vorstellung stellt sich diese Frage ganz anschaulich – wenn etwa Ele und Julia Jahnke hoch oben am Trapez turnen. Scheinwerfer verdoppeln die Figuren, projizieren sie wie Scherenschnitte auf die Leinen-Wand, und die ZuschauerInnen rätseln, ob sie nun eine oder drei Figuren sehen – ein ästhetischer Zirkus mit Hintersinn, oder, wie es bei Quantenschaum heißt: „Das fehlende Ich, die andere Hälfte, wiedergewonnene Ganzheit.“
Höhepunkt ist die Kreisel-Show von Jochen Schell. Wie er die Kreisel über seinen Körper tanzen lässt, ein, zwei, drei auf einmal, wie er mit den Armen kreiselt, dabei die Kreisel auf den Fingerspitzen hält, wie er den Kreisel bis auf die Spitze eines langen Dolches wandern lässt – atemberaubend. Die Frage „Warum kreiselt der Kreisel so lange?“ wird übrigens der Physiker Justus Notholt von der Uni Bremen am 14. September um 11 Uhr beantworten. Die Kinderstimme sagt: „Theoretisch wird es keinen Tod geben, nur eine Verwandlung von Energie in etwas, was wahrscheinlich eine andere Dimension ist.“ Klaus Wolschner
Programm und Schüler-Angebote unter www.circus-quantenschaum.de