Literarische Reise in den Sonnennebel

Urlaub auf den Spuren von Romanhelden: Vom Ruhrgebiet bis ins Ahrtal locken Originalschauplätze und ein Treffen mit den Autoren. „Um die Reise anzutreten, muss man ein aufgeschlossener Mensch sein“

Für Bücherwürmer und solche, die es werden wollen gibt es in Nordrhein-Westfalen spannende Literaturreisen. Das Ruhrgebiet lädt ein zu „Aufbruch im Sonnennebel – Unterwegs zwischen Sehnsucht und Wandel“. Den roten Faden der Erlebnisreise bildet der Roman „Sonnennebel“ von Hermann Schulz. Er beschreibt darin die Geschichte einer Jugend in der Nachkriegszeit am Rande des Ruhrgebiets. Spannend, einfühlsam und amüsant erzählt er von Taubenzucht und Freundschaft, von Verlust, Entbehrung, Sehnsucht und erster Liebe. Schulz wurde in Tansania geboren, verbrachte aber einen großen Teil seiner Jugend in Rheinkamp. Er ist Autor mehrerer Romane und war bis 2001 Leiter des Peter Hammer Verlags. Zahlreiche autobiografische Erlebnisse flossen in seine Geschichte ein.

„Um die Reise anzutreten, muss man das Buch nicht gelesen haben, sondern nur ein aufgeschlossener Mensch sein“, sagt Claudio Schröder vom Kölner Reisebüro ibali. Drei Tage dauert die literarisch inspirierte Tour. Sie führt unter anderem ins Deutsche Bergbaumuseum. Dort bekommen die Teilnehmer unter Tage einen Eindruck, wie die Protagonisten des Romans als Bergleute schuften mussten. Im Straßenbahnwagen von 1948 geht es weiter ins Ruhrtal, wo Besucher in Wald und Wiesen Zeugnisse des frühen Tagebaus entdecken können. Zum Mittag gibt es natürlich eine Currywurst.

Wie Romanheld Freddy erkunden die Reisenden per Fahrrad die Umgebung. Gerastet wird unter Herman Priganns „Himmelstreppe“, und auch ein Besuch beim Weltkulturerbe Zeche Zollverein steht auf dem Programm. Nachmittags geht es entspannt per Bus über den Rhein zu den Originalschauplätzen des „Sonnennebels“. Hier trifft man den Autor Hermann Schulz zum gemeinsamen Spaziergang durch Rheinkamp, vorbei an Originalschauplätzen des Romans wie dem „Baggerloch“ oder dem Schloss der Baronin. Im Landschaftspark Duisburg-Nord wohnen die Reisenden der allabendlichen Verwandlung des alten Hüttenwerks durch Jonathan Parks Lichtinstallationen bei. Für Protagonist Freddy scheint am Ende des Buches zwar vieles verloren, doch blickt er nicht ohne Hoffnung in die Zukunft: So zeigen sich Aufbruch und Wandel noch einmal beim Besuch des Rheinischen Industriemuseums in Oberhausen, auf dem Kreuzweg der Halde „Haniel“ und beim Abschiedsessen.

Interessierte können Anfang Oktober eine eintägige Schnuppertour für unter 100 Euro inklusive Verpflegung machen. Krimifans dürfen sich außerdem auf die Jagd nach Malern, Mördern und Motiven begeben. Die „Malerischen Morde“ von Krimiautor Ralf Kramp ranken sich um die Werke des berühmten Eifel-Malers Fritz von Wille (1860-1941). Reisende besuchen unter anderem dessen Sammlung in Bitburg, tafeln wie die Ritter in einer Wasserburg oder schaukeln mit der Eifelquerbahn durch bizarre Vulkanlandschaften. Im „kleinen Landcafe“ zu Kerpen trifft man den Schriftsteller Kramp bei Wein und Kartoffelsuppe. Auch bei den „kulinAHRischen Morden“ rund um das Ahrtal bleibt keine Kehle trocken: Neben einer Kräuter- und Trüffelwanderung stehen ein Picknick mit echtem Eifeler Schinken und Käse sowie eine Weinprobe im Weingut Kreuzberg auf dem Programm.

GESA SCHOELGENS

Infos: 0221 / 9643960, www.ibali.de, info@ibali.de