: Die Kleber-Connection
Wie die „Süddeutsche Zeitung“ versuchte, ZDF-Moderator Claus Kleber in die Nähe von Vetternwirtschaft zu rücken
Claus Kleber moderiert das „heute-journal“. Dort läuft seit dem 6. August eine Reportage-Reihe über Mitarbeiter und Bewohner eines Hotels, dessen Pressearbeit von Klebers Schwägerin Hanna Kleber organisiert wird. Das klingt nach Vetternwirtschaft und Mauschelei – und in genau dieser Tonlage hat es die Süddeutsche Zeitung gestern auf ihrer Medienseite unter dem Titel „Eine Menge Mehrwert“ geschrieben. Denn natürlich kann ein Hotel kaum auf bessere PR hoffen, als in gleich sechs Mini-Reportagen in einer Hauptnachrichtensendung aufzutauchen – und sei es auch nur als Kulisse für kurze Analyse-Stücke, wie sich bestimmte Gesetzesvorhaben der Parteien auf die Mitarbeiter und Bewohner des Hotels auswirken. Doch mit ein paar Nachfragen ergibt sich ein ganz anderes Bild von der vermeintlichen Kleber-Connection.
Die PR-Firma von Hanna Kleber war nämlich noch gar nicht für das betreffende Hotel, das „Kempinski Falkenstein“ im Taunus, zuständig, als das ZDF die Drehgenehmigung beantragte und erhielt. Die Firma Kleber PR Network unterschrieb die Verträge mit dem „Kempinski“ erst am 1. Juli dieses Jahres. Das sagte Hanna Kleber gestern der taz. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Autorin der Reportagen, ZDF-Redakteurin Anne Reidt, aber schon längst Kontakt mit dem Hoteldirektor aufgenommen – vermittelt von der damals noch zuständigen Firma PR Profitable. Erst während des Drehs, der vom 6. bis zum 15. Juli im Taunus stattfand, lernte Reidt die PR-Frau Kleber kennen und erfuhr von ihrer Verbindung zum gleichnamigen ZDF-Mann. „Ich stand vor der Entscheidung, einen 20.000 Euro teuren Dreh zu schmeißen. Da ich mir aber nichts vorzuwerfen habe, habe ich mich fürs Weiterdrehen entschlossen“, sagte Reidt gestern der taz.
In der SZ selbst erklärt Claus Kleber, dass er von dieser Kontaktaufnahme nichts gewusst habe, da die Redaktion des „heute-journals“ den Auftrag für die Reportagen unabhängig von ihm erteilt habe. Erst als die Entscheidung fürs „Kempinski“ schon gefallen war, sei er über die Wahl informiert worden und habe entdeckt, dass es von seiner Schwägerin betreut werde – und die hat „erst von Claus erfahren, dass das ZDF in ‚unserem‘ Hotel dreht“, so Hanna Kleber.
„Eine gewisse Würze“, wie sie die Süddeutsche aus der Sache herauszuschmecken meint, ist somit kaum gegeben. Mit großen Bildern und viel Süffisanz, aber leider wenig Fakten versucht die SZ wohl selbst, „eine Menge Mehrwert“ in Form von einer Menge News-Wert aus der vermeintlichen Affäre zu schlagen. Dabei scheint die vielmehr genau das zu sein, als was Frau Kleber selbst sie bezeichnet: „ein saublöder Zufall“.
HANNAH PILARCZYK