: Wovon wir bei Lektoren reden
OHNE EINGRIFFE Die „Neue Rundschau“ bringt Raymond Carver uncut
Der Fall ist bekannt. Neu ist: Jetzt kann man ihn bequem und genau nachvollziehen. Es brauchte den Lektor Gordon Lish, um das aus den Geschichten Raymond Carvers herauszuarbeiten, was dann als Carver-typisch in die Literaturgeschichte einging (und inzwischen fast totkopiert wurde): das Lakonische, das zwischen den Zeilen Mitschwingende. In der Geschichtensammlung „Wovon wir werden, wenn wir von Liebe reden“ strich Lish bis zu siebzig Prozent des von Carver eingereichten Textes, schrieb auch neue Schlüsse dazu. Im aktuellen Heft der Neuen Rundschau kann man sich jetzt ein Urteil darüber bilden, wie Carver ohne Eingriffe klingt. Zwei Geschichten sind darin ohne Bearbeitungen abgedruckt. Ein kleiner, aus dem New Yorker übernommener Essay von David Remnick mit dem schönen, treffenden Titel „Harte Schnitte“ erläutert den Fall; außerdem gibt es Briefe, die zwischen Carver und Lish hin und her gingen, sowie eine Selbstauskunft Carvers über seinen Schreibansatz. Lohnend für alle, die Einblicke in Autorenwerkstätten lieben. DRK
■ „Neue Rundschau“, Heft 3/2009, 256 Seiten, 12 Euro