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Archiv-Artikel

Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt

Am Mittwoch wird im bemerkenswerten Tristeza über den „Genozid an den Herero und Nama“ gesprochen, der zwischen 1904 und 1911 in der damaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika stattfand. Während heute viele, auch Traditionslinke, gern darauf verwiesen, dass Deutsche „zwar den Holocaust“ zu verantworten hätten, andere aber die unzähligen Opfer des Kolonialismus, so muss man diese doch immer wieder zurechtweisen, indem man zeigt, wer sich auch hier unrühmlich hervorgetan hat. Die Deutschen nämlich. Die autonome Neuköllner Antifa referiert. Tags drauf wird in der Zielona Gora der Film „Es begann mit einer Lüge“ gezeigt, in dem es um die internationale, besonders aber um die rot-grüne Kriegspolitik im Kosovo ging. Denn auch wenn Slobodan Milošević beileibe kein Menschenfreund war, die Verbrechen, die ihm und dem serbischen Staat angelastet wurden, haben sie zumeist nicht begangen. Manche sogar entstammen der Fantasie Scharpings. „Dieser Film zeigt, weshalb Bomben auf Belgrad fielen“, heißt es in der Ankündigung. Fallen mussten, muss man allerdings sagen. Am Freitag wird in der New Yorck 59 die Ausstellung „Vom Rand der Wahrnehmung in die Mitte des Herzens“ eröffnet, die Bilder der Gruppe Abrissberlin zeigt. Diskutiert wird über die Frage „Was eröffnet uns die Moderne?“ Obacht, Freundinnen und Freunde – die KritikerInnen der Moderne sind nicht eben links, und wer vom Herzen redet, redet auch gern von der „guten alten Zeit“. Die Bewohner der „guten alten Zeit“ aber würden sicher lieber heute leben. Am Samstag dann wird am Hermannplatz demonstriert. Und zwar für die Freigabe des Geländes des Flughafens Tempelhof. Was zeigt, dass die Forderung „Tempelhof für Alle“, die ja übrigens ein Versprechen des Senates war, weiterhin vertreten wird. Und das ist sehr zu loben.

■ Genozid: Tristeza, Pannierstr. 5, Mi, 19 Uhr

■ Kosovo: Zielona Gora, Grünberger Str. 73, Do, 18 Uhr

■ Abrissberlin: New Yorck 59, Mariannenplatz 2, Fr, 19 Uhr

■ Tempelhof für Alle: Demo Hermannplatz, Sa, 17 Uhr