: Sarah BSC
VON SARAH SCHMIDT
Die desolate Lage von Hertha BSC stellt eine Frage in den Vordergrund: Wann ist ein Fan ein Fan? Bleibt man seinem Verein immer treu? Es ist bei Fußballvereinen nicht anders als bei Promis, man identifiziert sich eher mit dem Scheitern als ihrem Olymp. Michael Jackson zum Beispiel war viel interessanter als Freak denn als King of Pop. Wobei ich Hertha nicht mit Michael Jackson vergleichen möchte, das wäre frevelhaft, Bernd Clüver passt wohl besser.
Zurück zur Frage: Soll man Hertha bestrafen, nicht ins Stadion gehen, böse Transparente schreiben, oder gilt die Durchhalteparole „Jetzt grade!“
Ich bin mir nicht sicher und versuche darum, mit einem Vergleich der Frage auf den Grund zu gehen. Wäre Hertha mein Partner, der nur noch rumhängt, bleibt er natürlich mein Freund. In guten wie in schlechten Zeiten. Lehnt er Hilfe ab, geht so lustlos zu Vorstellungsgesprächen wie Hertha in Spiele, dann werde ich nachdenklich, sauer, auch wütend. Aber da er ja mein Liebster ist, bekommt er noch eine Chance. Nach der sechsten vergebenen wendet sich das Blatt. Schmeißt er jetzt seinen besten Kumpel im Suff raus, werde ich verzweifelt. Habe ich zusätzlich das Gefühl, er interessiert sich gar nicht mehr für mich, seine treue Anhängerin, wanke ich. Doch er macht weiter wie gehabt. Er versteht die Welt nicht mehr, jammert, greint, motzt, gibt anderen die Schuld, bleibt aber im Großen und Ganzen weiterhin genauso blöde.
Bleibe ich dann wirklich noch bei ihm? Bin ich dann nicht nur treu, sondern obendrein dumm? Vielleicht sogar ein bisschen faschistoid, von wegen der eisernen Treue bis in den Untergang?
Ich weiß es nicht. Und wie es mit der heruntergewirtschafteten Hertha weitergehen soll, das weiß ich erst recht nicht.