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Archiv-Artikel

portrait Afroasiatischer Allzweckdiplomat

Höher kann der Außenminister eines Landes ohne machtpolitisches Gewicht kaum steigen. Als Präsident der UN-Generalversammlung ist Jean Ping, hauptberuflich Außenminister von Gabun, verantwortlich für das Gelingen oder Scheitern des UN-„Weltgipfels“ 2005 vom 14. bis 16. September, nach Eigenwerbung der größte Staatengipfel der Menschheitsgeschichte, der „eine einmalige Gelegenheit zu mutigen Entscheidungen in den Gebieten Entwicklung, Sicherheit, Menschenrechte und Reform der Vereinten Nationen“ bieten wird. Und es ist Pings Entwurf für die Gipfelerklärung, vorgelegt Anfang August, dessen Ablehnung durch die USA den UN-Gipfel jetzt in die Krise stürzt.

Ping gilt als einer der routiniertesten Diplomaten Afrikas. Geboren wurde er 1942 im Süden Gabuns von einer gabunischen Mutter und einem chinesischen Vater, der mit 19 Jahren aus China nach Frankreich ausgewandert war, dann als Seehändler afrikanische Küstenstädte bereiste, im gabunischen Port-Gentil eine Frau schwängerte und sich niederließ. Jean Ping folgte seinem Vater in umgekehrte Richtung und zog in den 70er-Jahren nach Frankreich – erst als Student an die Pariser Sorbonne, danach als Vertreter seines Heimatlands in die Unesco-Zentrale in Paris. 1984 kehrte er als Kabinettsdirektor von Gabuns Präsident Omar Bongo nach Hause zurück und trat in den engsten Zirkel der französisch-afrikanischen Machtklüngel ein. Mit nur 1,3 Millionen Einwohnern, aber reichen Ölvorkommen, einer französischen Militärbasis und dem dienstältesten Staatschef Schwarzafrikas ist Gabun bis heute ein Schlüsselland der französischen Einflusssphäre auf dem Kontinent, und Ping, seit 1999 Außenminister, ist dabei die treibende Kraft direkt nach Präsident Bongo. Bei Konfliktvermittlung in Zentralafrika hat Ping immer wieder eine wichtige Rolle hinter den Kulissen gespielt.

Der UN-Generalversammlung sitzt der Gabuner seit September 2004 vor, und der Weltgipfel 2005 markiert den Abschluss dieser Tätigkeit. „Die Rolle der Vereinten Nationen könnte größer sein, insbesondere bei der Entwicklungshilfe für Entwicklungsländer“, sagte er in einem Interview zu seiner Amtseinführung – „wenn die Mitgliedsländer es wirklich wollten.“ Der anschwellende Streit um den Weltgipfel kommenden Monat unterstreicht das noch einmal. Ping fällt bei dem Versuch, Einwände aus allen möglichen Richtungen gegen seine mit UN-Generalsekretär Kofi Annan abgestimmten Reformpläne abzuwehren und einen breiten Konsens aufzubauen, die Rolle des Vermittlers zu – nicht aber die des Entscheiders. Dafür ist Gabun dann doch nicht mächtig genug. DOMINIC JOHNSON