: Forum Umwelt und Entwicklung
Gemeinsam mehr erreichen, das Netzwerk aus Nichtregierungsorganisationen versucht schlagkräftige Kampagnen zu initiieren und nachhaltige Akzente im öffentlichen Diskurs zu setzen
Ein wichtiger Teil der Arbeit des Forums Umwelt und Entwicklung findet in den Projekten statt. Derzeit laufen beim Forum Projekte zu den Themen: Klimawandel, Landwirtschaft, nachhaltige Handelspolitik, Biomasse und dem Rio+20-Prozess der UNO.
■ Im Netz:
Umweltschutz und Entwicklungspolitik gehören für das Forum Umwelt und Entwicklung zusammen. Der Grund dafür ist einfach: „Beide Sphären bedingen einander“, sagt Jürgen Maier, Geschäftsführer des Netzwerks. Wenn zum Beispiel in China ein Kohlekraftwerk gebaut wird, um das Land zu entwickeln, dann sei das nicht von Vorteil für die Umwelt. Auf der anderen Seite könne Armut besser mit den Mitteln einer ökologischen und nachhaltigen Landwirtschaft bekämpft werden. Daraus folgert Jürgen Maier: „Umwelt- und Entwicklungspolitik müssen zusammen gedacht werden, nur so kann effektiv etwas für den Mensch und den Planeten getan werden.“
Das Forum ist ein Netzwerk aus Initiativen und Organisationen und zugleich eine Koordinierungsstelle, die Kontakt zu Akteuren in den Entwicklungsländern hält und sich mit internationalen Verbänden für gemeinsame Aktionen abstimmt. Zu den Hauptanliegen des Forums zählen, der deutschen Öffentlichkeit den Zusammenhang zwischen Umwelt und Entwicklung zu verdeutlichen und für eine Änderung der Wirtschafts- und Lebensweisen in den Industrieländern einzutreten, die nach Auffassung des Netzwerks die Natur zerstören und Millionen Menschen ihrer Lebenschancen berauben. In Deutschland macht das Netzwerk Lobbyarbeit, initiiert Kampagnen und ruft zu Aktionen auf. Die jüngste Kampagne, die das Forum initiiert hat, war der „Good Food March“ nach Brüssel. Im Rahmen der Kampagne „Meine Landwirtschaft“ zogen Landwirte, Umwelt- und Verbraucherschützer über mehrere Routen durch Deutschland und Frankreich zum EU-Parlament. Die dort anstehende Entscheidung über die Ausrichtung der EU-Agrarpolitik sollte im Sinne einer nachhaltigen Landwirtschaft beeinflusst werden. In der kommenden Zeit möchte das Netzwerk verstärkt zum Thema Nachhaltigkeitsziele arbeiten und die Debatte der Rio+20-Gipfel fortführen. Weitere geplante Themen sind die Massentierhaltung, Futtermittelanbau und Nahrungsmittelverknappung sowie die Rohstoffpolitik, da der Abbau von Ressourcen unter immer schlimmeren Umständen stattfindet.
Gegründet hat sich das Netzwerk 1992 nach der UNO-Konferenz für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro. Ziel war es, ein Forum in Deutschland zu etablieren, mit dessen Hilfe die Beschlüsse der Rio-Konferenz in die Tat umgesetzt und Druck auf die Politik ausgeübt werden kann. Auf der Rio-Konferenz hatten im Juni 1992 Delegierte aus der ganzen Welt beschlossen, eine nachhaltige weltweite Entwicklung zu forcieren. Entwicklungsprobleme sollten von nun an im Zusammenhang mit Umweltproblemen gedacht und gelöst werden. Das Büro des Netzwerks befindet sich seit 2007 in Berlin, fünf fest angestellte MitarbeiterInnen kümmern sich hier um das Tagesgeschäft.
Seit seiner Gründung koordiniert das Forum Umwelt und Entwicklung NGOs aus ganz Deutschland, prominente Mitglieder sind das globalisierungskritische Netzwerk Attac, der Naturschutzbund und der BUND. Neben ihnen sind auch Initiativen Mitglied, die sich mit dem Thema Nachhaltigkeit oder Entwicklungshilfe auseinandersetzen, wie die Katholische Landjugend, die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft oder Brot für die Welt. Insgesamt sind etwa 40 Organisationen und Initiativen im Netzwerk aktiv.
Alle Mitgliedsorganisationen teilen sich je nach ihrem inhaltlichen Schwerpunkt in verschiedene Gruppen ein. Die Themen lauten: Biologische Vielfalt, Frauen, Handel, Klima & Energie, Landwirtschaft & Ernährung, Meere, Wälder und Wasser. „Die Themengruppen sind die wichtigste Triebfeder des Forums“, sagt Maier. In den Themengruppen wird entschieden, welche Inhalte bearbeitet werden. Sie organisieren und führen die verschiedenen Kampagnen und Aktionen durch. Aber auch die Öffentlichkeit spiele bei der Themenauswahl eine Rolle. Wie Maier berichtet, orientiere sich das Netzwerk an Debatten in den Medien und in der Politik.
Die verschiedenen Themen geht das Forum Umwelt und Entwicklung auf unterschiedliche Weise an: Regelmäßig ist es im Bundestag zu Gast, um dort mit PolitikerInnen aus den Regierungsparteien und der Opposition zu sprechen, initiiert Aktionen wie den Good Food March oder organisiert Tagungen und Pressekonferenzen. Auch ist das Netzwerk Mitglied in internationalen Zusammenschlüssen wie zum Beispiel bei „CDM-Watch“, die den Emissionshandel in Brüssel überwachen. Die Stoßrichtung ist bei allen Aktivitäten klar: Die westlichen Industrieländer sollen ihre Wirtschafts- und Lebensweise ändern. „Der Westen muss von Nachhaltigkeit nicht nur reden, sondern sie endlich umsetzen“, sagt Maier.
Das Forum Umwelt und Entwicklung freut sich über neue Initiativen, die Mitglied werden wollen. Das Netzwerk sei offen für alle, die zu den Themen Umwelt und Entwicklung arbeiten. „Es braucht keinen Antrag. Einfach vorbeikommen und mitmachen“, sagt Maier.
Lukas Dubro