: Andi kämpft gegen weisse Wölfe
Die Landesregierung will SchülerInnen mit einem neuen Comic vor rechten Fängern schützen. Bisher haben nur die Rechten ihre Musik-CDs auf Schulhöfen vertrieben
DÜSSELDORF taz ■ Andi soll nordrhein-westfälische SchülerInnen bekehren: Der Teenager ist der Held des neuen Comics, den der Verfassungsschutz an NRW-Schulen verteilen will. Andi soll SchülerInnen in ihrer eigenen Sprache über braune Propaganda aufklären. „Das Projekt ist bundesweit einzigartig“, sagte NRW-Innenminister Ingo Wolf (FDP) gestern bei der Präsentation in Düsseldorf.
In der Bildergeschichte wird erzählt, wie Ausländerfeindlichkeit und dumpfe Nazi-Parolen im Schulalltag erlebt werden. In einer ersten Auflage werden 100.000 Exemplare an Pädagogen und Interessierte verteilt. Zielgruppe sind 14- bis 18-Jährige. „In dieser Altersgruppe bleiben reine Textwüsten wirkungslos“, sagte Wolf. Der im japanischen Manga-Stil gezeichnete Comic knüpfe auf moderne Weise an Alltagserfahrungen der Jugendlichen an. Die Fortsetzung der Geschichte um „Andi“ soll von Schülern im Internet selbst geschrieben werden.
Bisher hatten rechte Gruppierungen leichtes Spiel an Schulen: Sie haben massenweise CDs mit Rechtsrock-Musik an die Minderjährigen verteilt. Die NPD hat jetzt sogar angekündigt, im Bundestagswahlkampf 200.000 CDs vor Schulhöfen zu verteilen. Neonazi-Bands wie Oidoxie und Weisse Wölfe ziehen immer mehr Fans an. Dabei strotzen ihre Texte vor Gewalt: Zeilen wie „Juden verrecke und Deutschland erwache“ haben vor dem Dortmunder Amtsgericht schon zu einer Anklage geführt.
„Rechtsextremismus ist in Deutschland auch ein junges Problem“, unterstrich der Minister. So liege der Altersdurchschnitt der NPD-Mitglieder deutlich unter dem der Volksparteien. Gerade bei Jung- und Erstwählern seien rechtsextremistische Parteien besonders erfolgreich.
„Rechtsextremisten kommen heute nicht mehr mit altbackenen Parolen“, sagte der Chef des NRW-Verfassungsschutzes, Hartwig Möller. Sie verhielten sich jugendgerecht und veranstalteten beispielsweise Konzerte, um so junge Leute an ihre Propaganda heranzuführen. „Die Helden des Comics zeigen, dass hinter rechtsextremistischen Parolen oft die historische Verklärung von Verbrechen, gefährliche Selbstdarsteller und Geschäftemacher stecken“, sagte Wolf. JOE