: Fünf Töne sollt ihr sein
„Nur wo Nutella draufsteht, ist auch Nutella drin“, lautete 1979 ein Reklamespruch, mit dem der italienische Süßwarenhersteller Ferrero seinen beliebten Brotaufstrich im deutschen Fernsehen bewarb. Rein logisch ist die Aussage natürlich Quatsch, man fülle versuchsweise den Inhalt eines nämlichen Glases einfach in ein anderes Gefäß. Mit einer Transsubstantiation oder Ähnlichem dürfte kaum zu rechnen sein.
Doch der Gedanke, dass die Aufschrift eines Produkts mit dessen „Inhalt“ selbst in engerer Beziehung steht, ist natürlich schon rein marketingtechnisch naheliegend. Auch im Pop kommt es mitunter zu Namensgebungen, die einen direkten Zusammenhang mit dem Erzeugnis, der Musik, vermuten lassen. Besonders, da, wo es autoreferenziell zugeht und das musikalische Arbeitsmaterial, die Töne, auf die eine oder andere Weise in den Bandnamen Eingang finden.
Bei den grandios benannten Undertones etwa ist man zu vermuten geneigt, dass da etwas unter der Songoberfläche mitschwingt, ein wie auch immer gearteter Unterton in die Struktur eingearbeitet wurde – auf Nummern wie „Wednesday Week“ mit seinen ambivalenten Brüchen trifft das sicherlich zu.
Ebenfalls völlig sachangemessen wählte der österreichische Medienkünstler Konrad Becker für seine minimalistischen Synthesizerexperimente den Namen Monoton. Was hingegen seine hessischen Kollegen von den Rodgau Monotones betrifft, ist man schon eher versucht zu sagen, dass es sich hierbei um eine Mogelpackung handelt. Gleiches gilt für ein Plattenlabel wie die verdiente Ska-Adresse 2 Tone Records, der unter anderem die Alben der Specials zu verdanken sind. Und die benutzten allemal mehr als zwei Töne.
Auch bei den Pentatones, die am Mittwoch das .HBC beehren werden, sollte man nicht vorschnell annehmen, bei ihnen würde nur mit fünf Tönen musiziert. Was wenig daran ändert, dass der Name als solcher durchaus gelungen ist. So gelungen, dass ihnen in den USA ernst zu nehmende Konkurrenz erwachsen ist – mit den Pentatonics. Die spielen sogar auf traditionellen chinesischen Instrumenten, die tatsächlich in pentatonischen Tonleitern gestimmt sind.
„Nutella“ ist übrigens ein Kunstwort, zusammengesetzt aus dem englischen „nut“ und der italienischen Verkleinerungsform „-ella“. Ein Nüsschen also. Wenn man sich überlegt, wie gering der Nussanteil dieser Creme eigentlich ist, muss man zugeben, dass die Bezeichnung recht treffend gewählt wurde.
TIM CASPAR BOEHME
■ Pentatones: .HBC, Karl-Liebknecht-Str. 9. Mittwoch, 20 Uhr. 10 Euro